Etappe III/IV Geheimnisvolles/Stanistan
Es wird langsam hell. Draußen nur Wüste. Ich schau auf den Gang, da haben tatsächlich Leute geschlafen. Die Nacht war für uns einigermaßen ok. Belüftung ging zwar nur über Klappfenster im oberen Teil der Scheibe und Klimaanlage gab’s nicht, so dass wir die Wahl zwischen laut oder stickig hatten. Wir kommen überpünktlich in Turkmenabat an. Und werden schon von einem Fahrer erwartet. Der sammelt unterwegs noch jemanden ein („meine Schwester“) und nach ner knappen halben Stunde sind wir an der turkmenischen Grenze. Passvorkontrolle, dann Minibus. Turkmenisches Geld haben wir nicht mehr. Wird von einer netten Mitreisenden für uns übernommen. Dann Zoll. Wir brauchen ne Zollerklärung. Formulare? Bekommen wir von der Schwester gereicht. Alles nur auf turkmenisch. Aussichtslos. Ein Fernfahrer füllt die für uns. Dann Passkontrolle. Dann wieder Minibus. Uzbekisches Geld. Haben wir noch nicht – ein anderer Mitreisender übernimmt. Letzte turkmenische und erste uzbekische Kontrolle. Wieder Minibus. Uzbekisches Geld. Die erste Mitreisende springt wieder ein. Ich will in allen Fällen mit USD bezahlen, aber die Mitreisenden wollen helfen. Dann Passkontrolle und Zollkontrolle Uzbekistan. Dann noch 200m zu Fuß, dann draußen. Wir sind positiv überrascht von der Freundlichkeit der Menschen.
Kaum draußen umringt und bedrängt uns eine Traube an Taxifahrern. Plötzlich ruft uns die Schwester des Fahrers von der turkmenischen Seite, sie hätte noch Plätze frei. Wir gehen mit und wollen ins Auto steigen. Sofort ist das Auto von einer Gruppe usbekischer Taxi-Fahrer umringt. Sie lassen uns nicht losfahren. Es entspinnt sich ein sehr aggressiver Dialog. Die Schwester brüllt, schreit, wird handgreiflich. Schimpft vermutlich auch ordinär und wir sind kurz vor einer Schlägerei. Als die Schwester ordentlich zupackt, drängt man sie zur Seite, unser Fahrer (ihr Bekannter) wird brutal aus dem Auto gezerrt. Es geht hin und her. Ich überlege, ob ich was machen kann, aber mir fällt nix ein. Mit DIESEN Taxifahrern hab ich ja nun auch keine Lust zu fahren. Plötzlich macht ein anderer Fahrer die Tür bei uns auf und fragt auf Russisch, wo wir hinwollen. Geistesgegenwärtig spreche ich mit ihm deutsch und bitte, dass er mir auf Deutsch antwortet. Er macht die Tür wieder zu – den sind wir immerhin los. Nach 20 bis 30 Minuten Gezeter sind wir dann endlich unterwegs. Das war selbst mir ein wenig zu dicht am Alltag der Usbeken, der mich ja eigentlich interessiert.
Aber die Geschichte ist noch nicht zu Ende. Es ist noch eine Stunde bis Buchara, plötzlich fahren wir seitlich ran und sollen auf dem Handy zeigen, wo wir genau hinwollen. Und nun gibt’s in unserem Auto ne Diskussion, was wir denn bezahlen. Die Schwester fängt mit 100 USD an, die Taxifahrer würden 200 USD haben wollen. Gottseidank hatte ich mich schlau gemacht und wusste, dass die Fahrt zwischen 12 und 20 USD (in usbekischem Geld) kostet. Hin und her, hin und her. Am Ende sind wir bei 20 USD. Ich stimme zu, schließlich wollen wir ja nicht auf offener Strecke rausgesetzt werden. Aber zu dem Preis hätten wir vermutlich auch ein Taxi nehmen können.
Wir kommen in Buchara an, der Fahrer findet aber das letzte Stück Weg nicht – wir wollen aussteigen und die letzten 1,5km laufen. Packen unseren Kram. Und bezahlen. Und jetzt ist es mein Part, zu verhandeln. Statt 20 USD gebe ich 12 USD (im Russischen sind die beiden Zahlen phonetisch nicht weit auseinander). Tue etwas verwundert und erkläre, dass ich das Hotel angerufen hätte und wüsste, was eine Taxifahrt in usbekischem Geld kostet. Dann nehme ich den Wechselkurs und rechne die 12 USD aus. Nee, der Wechselkurs wäre anders, sagt die Schwester. Ok, dann nehmen wir den. 13,60 USD. Bitteschön. Dann will sie die kleinen Scheine nicht. Ok, dann eben nur 10 USD. Hin und her, hin und her. Ich gebe 15 USD, mache nen festen Handschlag und wünsche gute Fahrt. Grummelnd steigt sie ins Auto. Hatte sich nen massiven Nebenverdienst ausgerechnet, dabei sind auch die 15 USD schon extra, da der Bekannte sowieso gefahren ist. Und sie ist heute Morgen auf unsere Kosten mit zur Grenze gekommen. Nicht jeder ist dein Freund, bei dem es zunächst so aussieht...
Usbekistan ist uns für den Augenblick verleidet. Dann kommen wir im Hotel an, bekommen ein nettes Zimmer, vorerst alles ok. Wenn nicht der Stress noch im Kreislauf stecken würde. Ich dusche schnell und fahre zu einem Reisebüro, um unser Zugticket für nächsten Dienstag zu besorgen. Leider keine Plätze frei (ich denke, der Zug fährt schlicht nicht, weil unmittelbar vor unserem Iran-Besuch noch alle Plätze des gesamten Zuges frei waren). Auch das noch.
Wir bummeln erstmal in die Stadt, machen kleines Sightseeing, essen was und besprechen unsere zu ändernden Pläne. Langsam, langsam kommen wir im schönen Buchara an.
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Etappe IV Stanistan
Abends sind wir noch ein wenig durch die beleuchtete Altstadt gebummelt. Horden an Touristen aus allen Ländern der Welt. Es ist offenbar Hauptreisezeit und die Stadt quillt über. Sind wir nach Iran und Turkmenistan überhaupt nicht gewöhnt. Dort waren wir Exoten.
Rund um den restaurierten Altstadtkern gibt es in den alten Stadtvierteln nahezu nur Hotels und Gasthäuser. Und wir sehen mehrere Posten der „Touristenpolizei“. Vermutlich sollen uns die aggressiveren Taxifahrer, Händler und was es sonst noch so gibt, vom Hals gehalten werden.
Wir gehen etwas außerhalb, dafür sehr rustikal und lokal essen. Danach holen wir uns noch was zu trinken und setzen uns in den Innenhof unseres Hotels. Längere Recherchen bringen für unseren Abstecher nach Duschanbe leider keine guten Lösungen. Wir müssen mal sehen, wie wir’s angehen.
Morgens gibt es ein kleines Frühstück im Hotel, dann ziehen wir los. Die ganze Altstadt ist ein sehr schön restaurierter Souvenirladen. Es macht Spaß, durch die Gassen und über die Plätze zu ziehen, die alten Moscheen, Schulen und Paläste anzuschauen. Aber in jedem, wirklich jedem alten Gebäude gibt es traditionelle Kleidung, Teppiche, Silberzeugs, Modeschmuck, Miniaturmalereien, traditionelle Metallarbeiten. Vielleicht mal ein Restaurant oder Café. Stück für Stück haken wir die Sehenswürdigkeitenliste ab, schauen noch mal kurz auf dem Basar vorbei, um uns mit Mandeln, russischem Konfekt und Aprikosen zu versorgen und sind kurz nach Mittag fertig vom Rumlaufen. Wir machen Pause im Hotel, nehmen unsere trockene Wäsche von der Leine (gestern war Großwaschtag) und ruhen uns aus.
Und genießen es, endlich wieder mehr oder weniger ungehinderten Zugang zum Internet zu haben und all die gesperrten Accounts (mail, Passwort-Safe, Nachrichten) wieder freizubekommen. Und es erleichtert ungemein, wenn das Geld wieder aus dem Automaten kommt. Nicht mehr dieses dauernde Aufpassen auf die USDollar, kein Geldwechsel mehr, keine Sorgen, dass es knapp wird.
Mittlerweile kommen die nächsten schlechten Nachrichten bei Zugbuchungen. Der erste chinesische Zug kann noch nicht gebucht werden. Sollte eigentlich ab gestern gehen. Ich hatte die Tickets vorbestellt und auch schon bezahlt. Für den zweiten, wirklich kritischen (Buchung ab heute möglich) hab ich keine Tickets bekommen und auch meine vorsorglich bestellte Alternative funktioniert nicht. Trotz reichlich Vorbestellfrist und jeweils gezahlten 250€. Ärgerlich. Also schnell neu recherchiert. Und mit viel Glück doch noch zwei Tickets bekommen. Jetzt sind wir zwar nicht im selben Abteil, aber immerhin im selben Wagen. Puhh, das war echt knapp. Werde wohl täglich die geplanten chinesischen Züge überwachen müssen. Wir haben immerhin vier kritische Langstrecken, also jetzt noch drei.
Nach dem Buchungsstress gehen wir zum kleinen Abendbrot in die Stadt. Marta hat wieder was Nettes rausgesucht und die kleinen lokalen Salate und Vorspeisen sind wie fast immer lecker. Auf dem Rückweg noch n bisschen Baklava genascht und dann wieder ins Hotel. Die gesamte Altstadt vibriert von der Musik aus den Restaurants oder von irgendwelchen Vorführungen für Touristen. Das ist nicht so unsere Art des Tourismus – obwohl wir natürlich auch nicht an den Hauptsehenswürdigkeiten vorbeikommen.
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Etappe IV Stanistan
Gestern habe ich beim Insbettgehen festgestellt, dass meine ¾-Hosen schlicht durchgesessen sind. Die harte Holzbank im Innenhof hat ihr den Rest gegeben. Müssen wir halt auf den Basar und mal gucken. Aber erst Frühstück. Der junge Mann, der am Bufett hilft reicht mir die Sahne, als ich mir eine kleine Schale mit Quark nehme. Ich vermische beides und er sucht nach Zucker. Den bräuchte ich noch. Nee, ich mach das mit Marmelade. Ungläubiges Schauen. Als sein Chef kommt, muss er ihm sofort erzählen, was ich da so treibe.
Nicht nur hier, sondern bereits seit den kaukasischen Ländern fällt uns auf, wie viele junge Leute in den Restaurants oder Geschäften arbeiten. Zum Teil sehr junge. Auf dem Markt hingegen sind an einem käuferarmen Montag die Verkäufer aber eher wieder etwas älter. Wir suchen irgendeine leichte Hose für mich. Kurz wird sowieso nix, also Hochwasser schon, aber eben nicht ¾. Die ersten Anproben enden kläglich. Wenn man keinen Hintern hat, sehen bestimmte Hosenschnitte halt ziemlich unvorteilhaft aus. Relativ zügig finden wir dann aber was zum Mitnehmen. Lang, leicht, günstig (10 USD). Reicht. Marta ist hier in Buchara übrigens einmal als Usbekin durchgegangen. Ansonsten werden wir eher Richtung Frankreich eingeordnet. (Gibt viele französische Touristen.)
Zurück zum Hotel trödeln wir nochmal durch die Stadt. Setzen uns auf Bänke, surfen und recherchieren für Samarkand und Tadjikistan, lesen die Nachrichten von den diversen kommenden Hotels bzw. Fahrkarten-Apps und gucken uns kurz die Weltlage an.
Am Nachmittag geht’s dann per Yandex (russische Variante von Uber/Bolt) zum Bahnhof 12km außerhalb der Stadt. Kostet 1,97€, wie mir die Kreditkartenabbuchung bestätigt, noch bevor wir richtig losgefahren sind. Die Bahnfahrkarten haben wir nur auf dem Handy, aber mit QR-Code läuft alles reibungslos. Pünktlich um 16:55 Uhr fährt der Zug los, vollbesetzt mit westlichen Touristen. Für die ist das eine Erlebnistour. Für uns und die paar mitreisenden Usbeken schlicht Transport von Buchara nach Samarkand/Taschkent.
Wir fahren an Baumwollfeldern vorbei, an vielen verlassenen Friedhöfen im Nirgendwo, an einsamen Bahnstationen irgendwo im Land. Im Zug kommt immer mal jemand vorbei und verkauft Süßes, Obst, Getränke. Tee gibt’s kostenlos, mit Zitrone für einen kleinen Aufpreis. Die Fahrt ist angenehm, wir kommen in Samarkand mit 15 Minuten Verspätung an.
Fahren danach 20 Minuten Straßenbahn von Endhaltestelle zu Endhaltestelle, ein Junge läuft durch die Bahn und sammelt das Fahrgeld (0,15€) ein. Allerdings kommt die Bahn nicht bei unserem Hostel an, wir sind noch 25 Minuten zu Fuß unterwegs. Dabei sehen wir schon ein paar der bekannten Bauten, aber das ist alles erst in ein paar Tagen dran…
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Etappe IV Stanistan
Aufstehen, schnelles Frühstück, wir wollen weiter. Da es mit unserem Zug von Samarkand nach Duschanbe nun leider nicht klappt, sind wir auf die Standardalternative umgestiegen - Sammeltaxis oder Minibusse. Zunächst fahren wir mit dem Taxi zum Busbahnhof. Von dort gehen dann Sammeltaxis zur tadschikischen Grenze. Wieder muss verhandelt werden, hier findet aber alles sehr gesittet statt. Am Ende bekommen wir zwei Plätze in einem Taxi, in dem schon zwei andere Reisende sitzen. Das hat für uns den Vorteil, dass es sofort losgeht. Unterwegs muss kurz getankt werden – unser Auto braucht Gas, wie übrigens relativ viele Autos in Usbekistan. Zum Tanken müssen wir alle raus und auch Fahrer und Tankwart halten gehörig Abstand. Hoffentlich geht das gut…
Klappt aber alles, wir kommen zur Grenze und werden schon beim Aussteigen aus unserem Sammeltaxi angesprochen, ob wir nach Duschanbe wollen. Wir verzichten erst einmal und wollen über die Grenze. Auf der usbekischen Seite läuft alles reibungslos, im Niemandsland vor der tadschikischen Passkontrolle werden wir wieder angesprochen. Irgendjemand hatte schon wieder weitergegeben, dass wir nach Duschanbe wollen. Wir überlegen, versuchen ein bisschen zu verhandeln, erreichen nix. Und schlagen ein. Das war die beste Entscheidung des Tages. Der Fahrer ist ein "Hans Dampf", kennt Gott und die Welt und wir können nach der Passkontrolle sofort ins Auto zu den anderen Mitfahrern (ein Mann, zwei Mütter mit drei kleinen Kindern). Damit bleibt uns die tadschikische Zollkontrolle erspart, die Sammeltaxi-Fahrt von der Grenze in die erste tadschikische Stadt und die dortige Verhandlung für die Weiterfahrt nach Duschanbe.
Bevor die Fahrt richtig los geht, sammelt der Fahrer noch fünf riesige Melonen ein, an nem anderen Stopp drei große Beutel mit frischem Brot und tauscht für die Mütter usbekisches Geld in tadschikisches. Mit dem Telefon am Ohr bzw. in der Hand fährt er rasant über die Gebirgsstraßen. Hin und wieder holt er eine kleine Tüte mit grünem Zeug raus, reibt sich das zwischen die Zähne und spuckt es nach ein paar Kilometern wieder aus. Mir sagt er, dass sei Tabak. Vielleicht ist es auch irgendwas Anderes zum Wach- und Gut-gelaunt-bleiben. Denn während alle im Auto schlafen, fährt er mit höchster Konzentration und hoher Geschwindigkeit durch all die Kurven und Tunnel.
Und bleibt total aufmerksam. Bei der Einfahrt in einen langen Tunnel macht er sofort die Fenster zu – der Tunnel ist voll mit Staub und Abgasen. Bei der Ausfahrt gleich ein kleiner Stopp. Als sich auf der Rückbank nacheinander zwei Kinder in leere Einkaufstüten entleeren, gehen sofort die Fensterscheiben einen Spalt auf, damit nicht noch mehr Unheil durch den Geruch entsteht. Als wir in Duschanbe ankommen, wird erst der Mitfahrer abgesetzt, dann irgendwo an einen Wartenden das Brot übergeben, dann ich an nem funktionierenden Geldautomaten abgesetzt, dann die Mütter rausgelassen, dort noch ein paar SV-Ausweise eingesammelt und wir zum Hostel gebracht. Alles ohne Nachfrage auf seinem Radar und er ohne Anzeichen von Müdigkeit nach fünf Stunden hochkonzentrierter Fahrt.
Ok, unterwegs gab’s eine Pause für Essen und Tee. Wir haben uns nur ein wenig die Beine vertreten und die innovative Getränkekühlung bestaunt – Gebirgswasser wurde durch ein Rohr geleitet, das Rohr vielfach angebohrt und darunter standen nun die Flaschen und Dosen.
In Duschanbe haben wir uns sofort auf die Suche nach nem kleinen Restaurant gemacht und nicht weit vom Hostel was gefunden. Wieder leckere lokale Küche in nem ganz einfachen Restaurant. Beim anschließenden ersten Stadtspaziergang kommen sofort Erinnerungen an Turkmenistan auf. Viele Springbrunnen, viel Licht, einige sehr große Gebäude. Nur scheint das Klima hier in Duschanbe vegetationsfreundlicher zu sein. Das Grün in der Stadt ist sehr üppig, unterwegs haben wir in den Tälern auch wieder Obstbäume und kleine Felder mit sattgrünem Bewuchs gesehen. Morgen werden wir uns Duschanbe noch ein wenig näher anschauen.
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Etappe IV Stanistan
Oi, Oi, Oi. Das lecker lokale Essen gestern entpuppt sich für mich als zum Teil unverdaulich. Verbringe Teile der Nacht auf dem Klo. Marta schläft ungestört durch. Das ist auch insofern ok, als dass sie darauf hingewiesen hat, dass das Schälchen mit irgendeinem vergorenen Milchprodukt verdorben röche. Der eine riecht die Erkenntnis, der andere ersitzt sie…
Deshalb geht es nach dem Umzug in ein anderes Hostel (hatte ich schon früh gebucht, konnte ich nicht mehr stornieren und nachdem die Zugfahrt ausfiel, brauchten wir noch eine zusätzliche Nacht) zu unserem Stadtrundgang mit besonderem Fokus: trocken Brot kaufen und irgendwo Tee trinken. Finden wir dann auch zusammen an einer Stelle. Das Brot ist noch nicht lange aus dem Ofen und deswegen lecker. Die Kanne Tee bekommen wir in einer sehr lokal anmutenden Tschaijana. Dort essen die Einheimischen auch vormittags eher Plow, Suppen, Salate usw. als dass sie Tee trinken. Bzw. der Tee kommt zusätzlich auf die mit Plastikdecken bezogenen Tische. Ist uns aber egal, der Tee schmeckt und kostet 0,40 Cent die Kanne.
Beim Gang durch die Stadt fallen uns ein paar Dinge auf. Zunächst einmal sind wir schon wieder Exoten. Im Gegensatz zu Buchara kommen die Touristen von der usbekisch-tadschikischen Grenze wohl nur bis zur ersten Stadt in Tadschikistan und nicht bis nach Duschanbe. Und dann versuche ich, die großen Buchstaben an den Regierungsgebäuden zu entziffern. Da die Schrift dicht am Russischen ist, geht das ganz gut. Allerdings lese ich nun Wörter mit russischen Buchstaben, die sich aus ganz fernem Arabisch-Studium noch in meinem Kopf befinden. Ziemlich schräg. Zeigt aber auch wieder, dass Tadschikistan offenbar weiter weg von Russland ist als Usbekistan. Das merkt man auch an der Verwendung von Russisch. Geht alles noch, wird aber schon seit Usbekistan schlechter. Insbesondere bei den Jungen. Gab schon zwei Situationen, da kannte ich die (russischen) Zahlen besser als die Verkäufer.
Gegrüßt wird hier im Übrigen auch mit Salom aleikum, also ziemlich arabisch und noch formaler als das lockere Salaam im Iran. Nettigkeit und Hilfsbereitschaft der Menschen sind aber auch hier bisher super. Nur wenn mich bei nem Lächeln dann ganze Gebissreihen aus Gold oder nem silberfarbenen Metall anblitzen, wundere ich mich, wieso das immer noch wie vor vierzig Jahren ist. Ansonsten hält der Fortschritt hier nämlich auch straff Einzug. Die Taxis sind chinesische BYDs. Komfortabel, geräumig und durch den Elektromotor ziemlich ruhig. Abgerechnet wird nach Taxameter, das über eine App läuft, die gleichzeitig Navi ist. (Wie sich die Autos bei nem Preis von knapp einem Euro für ne 15-Minuten-Fahrt amortisieren sollen - keine Ahnung.) Auch an anderer Stelle haben die Chinesen offenbar sehr stark geholfen. Kanaldeckel sind chinesisch beschriftet, Schaltschränke auch und nahezu alle Großmaschinen (zB Kräne, LKWs, Busse) wurden in China gebaut.
Und Baumaschinen findet man an jeder Ecke. Die Stadt wirkt wie vor einem wirtschaftlichen Aufbruch. Überall werden neue Wohnhäuser gebaut. Das Design ist dann eher wieder arabisch angelegt. Bei den öffentlichen Gebäuden und Parks hatten wir gestern Abend ja schon eine gewisse Ähnlichkeit mit Turkmenistan festgestellt. Dieser Eindruck verstärkt sich weiter. Das Unabhängigkeitsdenkmal hätte definitiv in Ashgabat stehen können. Angelegt mit riesigem Park und Wasserspielen rund um die Säule. Nur Bänke finden sich hier nirgendwo. Und auch die diversen Straßenlampen, die abends einen Lichtschleier über die Stadt legen, haben wieder kunstvolle Formen.
Wie die Menschen das alles empfinden, wissen wir nicht. Allerdings bummeln sie abends auch durch die Stadt, essen in den Restaurants (in Turkmenistan waren wir meist allein) und wirken lebensfroh. Und wenn der Schultag vorbei ist, stürmen die Schüler in ihren Schuluniformen in der Mehrzahl an die Fast-Food-Stände. Kein Unterschied zum Leben bei uns…
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Etappe IV Stanistan
Und schon geht’s wieder zurück nach Samarkand. Ein paar Kekse und einen Tee in der Küche des Hotels reichen als Frühstück. Wir suchen uns ein Taxi und fahren zur Sammeltaxi-Station in einer Kleinstadt nördlich von Duschanbe. Dort müssen wir wieder um den Preis feilschen. Rein in ein Auto, raus aus dem Auto, wieder neu verhandeln. Immer aufpassen, dass die Rucksäcke nicht in den Kofferraum gehen, sonst bekommt man die nämlich nicht mehr raus, wenn man wechseln will.
So geht das ein paar mal. Am Ende haben wir die Preise so einigermaßen raus. Nur leider fahren die Autos (zu angemessenen Preisen) immer erst, wenn vier oder fünf Leute drinsitzen. Dann kommen zufällig ein Italiener und eine Peruanerin und wir können als Viererpack verhandeln. Klappt auch gut, bis wir sehen, in welches Auto wir gesetzt werden sollen. Damit hatten wir schon ein paar Meter auf dem Parkplatz hinter uns – DIESE Karre schafft es mit fünf Leuten mit Sicherheit nicht ans Ziel. Also wieder neu verhandeln. Am Ende kommen wir mit nem guten Fahrer in einem Toyota SUV zu nem akzeptablen Preis weg.
Die Fahrt selbst bringt nicht viel Neues, wir lernen allerdings, dass irgendwo auf der Strecke ein größerer Kohleabbau betrieben wird. Und dann halten wir nochmal, erst für einen Stop an einer "Raststätte", dann, weil der Fahrer Tomaten mitnehmen will. Es ist Erntezeit und neben Tomaten und Äpfeln sehen wir überall auch Weintrauben, die mit altertümlichen Traktoren zu einer Sammelstelle gefahren werden. Schließlich sind wir schneller als gedacht an der Grenze und wissen nun, dass der Italiener Kameramann beim italienischen Fernsehen ist und die Peruanerin eigentlich Englischlehrerin, aber in Italien keine Arbeit hat. Die beiden sind über den Pamir-Highway nach Duschanbe gekommen und haben sich zwei Monate Zeit gegeben für Kirgistan, Usbekistan, Kasachstan und Tadschikistan.
Während der Fahrt denke ich noch ein wenig über Tadschikistan nach. USDollar wurden im Gegensatz zu den letzten Ländern nicht gern genommen. Das spricht eigentlich für eine vergleichsweise starke Währung bzw. viel Vertrauen in die eigene Währung. Wo dieses Vertrauen herkommt bzw. woher all das Geld auch für den Bauboom kommt, bleibt für mich unklar. Chinesisches Geld, vielleicht auch arabisches spielt sicher eine Rolle, aber am Ende müssen Kredite immer auch zurückgezahlt werden. Vielleicht ist das Land da ja sogar diszipliniert – an Fußgängerüberwegen halten die Autos jedenfalls zu unserer Überraschung immer an. Und wir hatten uns schon so langsam an das aggressiv-vorausschauende Straßenüberqueren zwischen einer fließenden Autokolonne gewöhnt.
Hinter der usbekischen Grenze sind wir aber sofort im hektischen Alltag zurück – schon wieder Handeln bis zum Abwinken. Da wir nun als Viererteam auftreten, geht es aber schneller. Am Ende haben wir einen akzeptablen Preis und eine ziemlich rasante Fahrt. Der Fahrer fährt ansonsten auch professionelle Rennen und hat unsere Fahrt wohl als Trainingsfahrt gesehen.
Im neuen Hostel werden wir nett begrüßt, es gib gleich erst einmal Tee, dazu Marmelade, Gebäck und Obst steht auf dem Tisch. Nun also erwartet uns Samarkand.
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Etappe IV Stanistan
Abends gehen wir zum Essen raus. Gibt wieder lokales, u.a. frisch vom Grill. Danach lassen wir uns im Stadtzentrum absetzen und schlendern auf den zentralen Platz, den Registan. Es muss Eintritt bezahlt werden, aber jetzt sind kaum Touristen da und wir können alles in Ruhe und ohne Behinderung anschauen. Behindern tut mich allerdings wieder einmal mein Magen, der tagsüber Ruhe gegeben hatte. Die 25 Cent fürs öffentliche Klo am Registan sind richtig gut investiertes Geld. Danach kann ich entspannt die Lichter- und Musikshow anschauen, die Punkt 20.00 Uhr startet. Ein schöner Abend, die Temperaturen sind noch angenehm, aber ein wenig spüren wir schon den aufkommenden Herbst.
Na, die Nacht war nix. Regelmäßig ins Bad, zurück ins Bett, Augen halb zu, wieder hoch – wer das selbst schon mal durchgemacht hat, weiß, wie das läuft. Zum Frühstück nur Brot, trockenen Kuchen, ein wenig Kartoffelbrei und Tee. Dann mutiger Spaziergang in die Stadt. Aber es wird nicht besser. Zu Mittag sind wir wieder in unserer Herberge, glücklicherweise haben wir zwei Nächte gebucht und müssen heute nicht aus unserem Zimmer. Also wieder aufs Bett, ins Bad, aufs Bett, na, immer so weiter. Irgendwann entscheide ich mich, doch was dagegen zu schlucken – mal schauen, ob’s hilft. Setze mich in den Innenhof, mache mir eine Kanne Tee, genieße das Vogelgezwitscher (es gibt mehrere Vogelkäfige) und schreibe für den Blog.
Die Hauptattraktionen haben wir gestern Abend schon besucht, heute Vormittag auch noch was, insofern geht uns hier in Samarkand nix verloren. Außer viel Flüssigkeit 😉😒
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Etappe IV Stanistan
Wir haben dann doch noch nen längeren Nachmittagsspaziergang gemacht. Da ich kaum was gegessen hatte, musste ich echt langsam gehen und öfter mal ne Pause machen. Wenn das in ein paar Jahren der Normalzustand ist – nix für mich. Wir waren zufälligerweise erst auf nem Friedhof, dann auf dem Markt, haben Brot gekauft, für Marta nen Topf Fertigsuppe, für mich zwei Brühwürfel. Letzteres war wohl die Idee des Tages von unserer Tochter. Ein Pott heiße Brühe und ein Stück Brot bringen wieder Kraft in den ausgelaugten Körper. Die Nacht halte ich ganz gut durch, allerdings mit viel Geblubber im Bauch und ordentlich Entlüftung.
Morgens dann wieder schlichtes Frühstück und entspanntes Losbummeln. Nochmal zum Markt, dort entdecken wir Macadamia- und Pekannüsse. Hatte ich noch nie in der Schale gesehen. Die Pekannüsse schmecken echt gut, wir nehmen n paar mit und auch n paar Mandeln. Heute Abend geht’s wieder in den Zug (nach Taschkent), morgen früh steigen wir um 04.30 Uhr in den Zug nach Alma-Ata.
Da wir viel Zeit und wenig zu tun haben, beobachten wir am Registan (zentraler Platz mit restaurierten alten Gebäuden) mehrere Brautpaare. Alle sehr jung, mit aufwändigen Kleidern und Anzügen. Die Familien laufen mit, es werden unendlich viele Fotos vom Brautpaar gemacht. Der Registan soll im Hintergrund sein, leider steht die Sonne genau gegenüber. Da blinzeln alle in die Kamera. Keine Ahnung, wie der Fotograf da was draus machen will.
Den späteren Nachmittag verbringen wir dann nochmal im Innenhof unserer Unterkunft. Wir bekommen dort weiterhin Tee und machen uns gegen Abend wieder ne Suppe fertig. Plus etwas Brot dazu. Aber wirklich gut geht das bei mir noch nicht. Mal schauen, wie ich diese Bahnhofsnacht durchhalte.
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Etappe IV Stanistan
Am Bahnhof versuchen wir unsere letzten usbekischen Scheine loszuwerden. Wasser, Coke zero, Kekse. Von den Keksen gebe ich mir die halbe Packung – keine gute Idee. Erst als die alle wieder raus sind, werde ich so halbwegs schlafen können.
Wir hören, dass unser Zug bereitsteht, gehen hin und werden zurückgeschickt. Wir wären auf einem anderen Zug, der ebenfalls nach Taschkent führe, von nem anderen Gleis. Nee, sagt der Schaffner bei dem anderen Zug, bei mir seid ihr falsch. Wieder zurück und nachdrücklich Einlass begehrt. Die Schaffnerin läuft in den Wagen und guckt, ob unsere Plätze frei sind. Komische Methode. Dabei sind die Abfahrtzeiten der beiden Züge 15 Minuten auseinander und auf unserem Handy-Ticket steht ganz klar ihre Abfahrtzeit. Am Ende sind wir im Zug und inmitten eines kompletten Wagens deutscher Touristen. Lautes Sächsisch als auch weltmännisch daher Kommendes aus dem Ruhrpott sind zu vernehmen. Wir halten uns bedeckt, nur einmal kommt es fast zum Kontakt – als ich der Schaffnerin anbiete, zu übersetzen, warum sie von einigen der irritierten Deutschen Geld einsammelt (Tee mit Zitrone kostet, Tee ohne ist frei).
Kurz vor Mitternacht kommen wir in Taschkent an. Und laufen unseren endlos langen Zug zurück, bis wir endlich über das Gleis kommen. Wir wollen aber nicht in die Stadt, sondern ins Bahnhofsgebäude. Unser Zug geht in viereinhalb Stunden. Kurz bevor wir am Eingang sind, geht das Licht an und die Sicherheitsschleuse wird besetzt. Im Bahnhof sammeln sich so langsam ein paar Reisende, die ebenfalls auf unseren Zug wollen. In irgendeiner dunklen Ecke versuchen wir ne Mütze Schlaf zu bekommen. Glücklicherweise sind die Klos nicht weit…
Während ich zwischen Dämmern und Porzellan hin- und herwechsle, schaue ich online bei der japanischen Eisenbahn vorbei. Heute beginnt die Buchungsfrist für den einzigen japanischen Schlafwagenzug. Mit dem will ich unbedingt fahren. Aber bis zur Abfahrt um 04:30 Uhr tut sich auch in Japan nix.
Unser Schlafwagenschaffner freut sich über internationale Gäste, auch der kasachische Passkontrolleur ist nett und neugierig. Während unser Zug nach der Passkontrolle auf usbekischer Seite steht, schalten die Japaner endlich die Buchung frei. Ich komme bis zur Eingabe aller Daten und will zur Zahlung wechseln, da fährt der Zug los und der Empfang ist weg. Es ist 06:26 Uhr und nach dieser Nacht fühle ich mich ohnehin schon wie ein Zombie. Weiß nicht, ob ich beim nochmaligen Eintippen alles richtig mache. Na, 10 Minuten später halten wir für die kasachische Passkontrolle, Empfang ist mäßig, aber ok. Und während der Passkontrolle bekomme ich tatsächlich die beiden Plätze für den japanischen Zug gebucht. Mittlerweile ist es 07:10 Uhr, mein Magen ist komplett leer, wir machen das Licht aus und wollen nur noch schlafen. Mit uns im Abteil ist noch eine ältere Kasachin.
Gegen 09:30 Uhr vernehme ich im Halbschlaf irgendwas von Wechselkursen. Blinzle ins Licht und sehe nen Typen, der mit ner kleinen schwarzen Plastiktüte voller Geldscheinbündel von Abteil zu Abteil zieht. Unsere Kasachin tauscht ihr usbekisches Geld zurück. Im Tran frage ich, ob er auch Dollar tauscht. Ja klar. Zu welchem Kurs? Wieviel willst du denn tauschen, 100? Nee, 50. Ok, dann 20. Das ist zu wenig, 25. Ok, 22. Nee, dann gehe ich in Almaata zum Geldautomaten. Ok, 23. Nee, 25. 24? Deal. Tausche dann noch mein allerletztes usbekisches Geld, drehe mich wieder auf die Seite und hoffe, dass ich trotz Schlafentzugs noch einigermaßen richtig gerechnet habe.
Mittlerweile ist die Kasachin wach und gesprächsbedürftig. Sie kommt gerade aus Taschkent von nem Treffen mit zwei Freundinnen. Ihr Sohn war bis gestern auf Dienstreise in Deutschland – er arbeitet für Wirtgen (Straßenbaumaschinen). Dann zeigt sie noch Bilder von Enkeln in Holland, Fotos von ihrer Tochter mit nem deutschen Polizisten – was man so macht, wenn der Zug über Stunden durch die Landschaft ruckelt. Berge, Steppe, fruchtbare Böden, lichte Laubwälder, typisch russische Dörfer. Und überall Schafe, Kühe und jede Menge Pferde auf den abgeernteten Feldern.
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Etappe IV Stanistan
Die letzten Stunden im Zug zogen sich dann etwas. Wir wollten uns die Zeit im Speisewagen etwas verkürzen, hatten dann aber Pech. Um 18:30 Uhr hatte die Küche wohl keine Lust mehr – bis auf drei Gerichte sei nix mehr da, auch kein Wasser oder Tee. Als wir dann eines der drei Gerichte bestellt haben, war auch das nicht mehr zu bekommen. Also wieder zurück ins Abteil und Nudelsuppe bzw. Hühnerbrühe geschlürft. Da dies endlich mal wieder ein super ausgestatteter Zug ist, gibt’s immer heißes und kaltes Wasser, zudem hatten wir außerhalb des Klos noch ein Waschbecken – für das schnelle Händewaschen echt hilfreich. Beschriftungen im Zug, die Speisekarte und auch das (nur lokale) WLAN gab’s alles auch in Englisch.
Mit wieder einmal 30 Minuten Verspätung kommen wir in Alma-Ata an. Als wir aus dem überheizten Zug steigen, streift uns ein Hauch Winterluft. Knappe 10°C. Durch den Wind gefühlt weniger. Wir sind bei T-Shirt-Temperaturen in den Zug und kramen jetzt ganz schnell mehrere Lagen Klamotten raus. Und brauchen dringend Mützen. Morgen auf dem Basar. Jetzt zügig ins Hotel, es ist 22:45 Uhr, wir schlafen fast im Gehen ein. Nach 10 Minuten Fußweg stehen wir vor nem runtergekommenen sowjetischen Wohnblock, denken, dass wir falsch sind, laufen einmal drumherum, gehen dann doch rein. Sind richtig und die Zimmer sind ok. Heizung läuft, hat aber – typisch sozialistischer Bau – überhaupt keinen Thermostat. Temperaturregelung per Fensteröffnung…
Morgens ist es immer noch frisch, der Herbst ist schon deutlich sichtbar. Wir laufen in die Stadt. Genau heute hat der Basar leider zu. Wir haben aber Glück – rund um den Basar gibt’s diverse Geschäfte und wir finden beide ne Mütze. Danach suchen wir uns ein Teehaus und wärmen uns etwas auf. Es kann endlich nahezu alles wieder mit Karte bezahlt werden. Kasachstan scheint auch sonst deutlich dichter an westlichen bzw. chinesischen Standards als Usbekistan. In einem Supermarkt stehen wir gar vor einem kompletten Edeka-Kühlschrank und einem HARIBO-Regal.
Von der Sehenswürdigkeitenliste sind die Moschee (leider zu) und die Kirche schnell besucht. Beim Blick in die Kirche wird klar, dass hier in Asien nicht nur Moscheen prunkvoll sind. Die Christen können das auch.
Zurück im Hotel checke ich meinen Alipay-Account. Und da ist es wieder passiert. Habe mich um den japanischen Zug gekümmert und die chinesischen aus den Augen verloren. Wieder wurden zwei Züge nicht gebucht, die ich vorreserviert hatte. Einmal offenbar, weil der Fahrplan geändert wurde und sich die Abfahrtzeit um ein paar Minuten verschoben hat. Beim anderen ist schon wieder alles ausgebucht. Ärgerlich, in Samarkand hätte ich Zeit gehabt, am Ball zu bleiben. Immerhin bekomme ich für den ersten Zug noch die gewünschten Tickets und für den zweiten Liege- statt Schlafwagen-Plätze. Das wird ne ganz spannende Nummer – inmitten 70 (?) Chinesen, die alle ihr Essen auspacken, schnarchen, erzählen, …
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Etappe IV Stanistan
Während der ganzen Zugfahrt nach Alma-Ata hatte ich nix gegessen, nur am Abend eine Brühe (von einem Brühwürfel) getrunken. Hoffe, dass ich damit die Quälgeister in meinem Bauch ausgehungert habe. Mit Hungertagen kenne ich mich ja ganz gut aus, so dass der Tag eigentlich kein Problem war. Im Gegenteil – endlich Ruhe gehabt. Heute Morgen hab ich dann mal vorsichtig mit ein paar zwiebackähnlichen Gebäckstangen angefangen, erst zum Abend sind wir wieder lokal essen gegangen. Ein Linsensüppchen, gegrilltes Gemüse, ein Gäbelchen frische Tomate, etwas (allerdings frittiertes) Brot und schwarzer Tee. Schmeckt auch. Aber die Fleischspieße, die hier überall frisch auf Holzkohle gegrillt werden, die verströmen dann doch einen noch anziehenderen Duft. Und der Blick in die Küche ist zwar spannend, lässt mich für Kommendes aber schon wieder die Daumen drücken.
Die Nacht blieb glücklicherweise ruhig, wir starten mit einem Tee und ein paar Keksen in den Tag. Draußen regnet es, 9°C. Zum ersten Mal holen wir die Schutzhüllen für die Rucksäcke raus – wir wollen zum Busbahnhof und von dort nach Bishkek in Kirgisistan. Nur mal gucken, die Reiseführer geben nix Sehenswertes an. Los geht’s mit einem nahezu endlosen Stau im Taxi, der mich schon wieder Nerven kostet, weil wir trotz üppig geplanter Reserve den Bus nur knapp schaffen. Der Stau hält dann auch den Bus auf, bevor es wieder durch endlose Graslandschaften geht. Einmal steht ein kleiner Windpark im Nichts – heute war aber Flaute. Damit die Regenwolken bloss nicht wegziehen.
An der Grenze die gewohnte Kontrolle, diesmal zügig und komplett ruckelfrei. Bis der Bus durch ist, noch schnell Geld getauscht. In Bishkek regnet es gerade nicht, aber die Straßen sind nass, der Himmel grau, es wird Abend. Wir drehen unsere übliche Sehenswürdigkeiten-Runde, das sind hier sozialistische Bauten und ein größerer Park im Stadtzentrum. Fürs Essen finden wir nur Fastfood oder koreanische, Fusion-food-, europäische Restaurants. Am Ende lassen wir uns ein Hähnchen-Wrap an einem kleinen Stand frisch zubereiten. Zum Nachtisch gibt’s frische Pfannkuchen (Blini) von einem anderen kleinen Stand. Und das war’s schon mit Bishkek. Shoppen könnte man hier reichlich – überall Malls, Gold- und Markenklamotten-Läden – wir brauchen im Moment nix. Dann entdecken wir noch eine Kreuzung, auf der alle Fußgänger gleichzeitig laufen – ein kleiner Vorgeschmack auf Tokio.
Auf dem Weg in unser Zimmerchen in einer Privatwohnung werde ich an ungemütliche Studententage erinnert. Ein nasser Herbsttag, die feuchte Kälte zieht so langsam in die Klamotten, es ist früh dunkel und ich laufe über schlechte und unbeleuchtete Fußwege in mein anonymes Studentenwohnheim in Leipzig Connewitz. Gelegentlich ein grelles Blitzen von Neonlicht und über allem die Abgase der endlosen Autoschlangen. Das legt sich aufs Gemüt. Hier geht hinter dem geruchsintensiven Treppenhaus und einem zusätzlichen Gitter aber eine Tür in eine freundliche Wohnung auf. In der neben uns die Mieterin/Besitzerin und ihr Sohn wohnen.
Die Wohnviertel in all den zentralasiatischen ehemaligen Sowjetrepubliken ähneln sich sehr. Viele Halbruinen, deren Unterhalt vermutlich kostenintensiv ist. Allein die uns zugeschickte Wegbeschreibung in die Wohnung war ein kleines Highlight.
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Etappe IV Stanistan
Ehrlicherweise hatte Bishkek nie wirklich eine Chance bei uns. Am Morgen unserer Abfahrt aus Alma-Ata war es schon kalt und regnerisch, durch die Zeitumstellung hatten wir dann auch noch eine Stunde weniger Licht beim Stadtspaziergang. Nasse und unbeleuchtete Straßen, feuchte Kälte, Dunkelheit. Das sind nicht die besten Voraussetzungen zum Verlieben. So sind wir nach einer Nacht unmittelbar nach dem Frühstückstee wieder ins Taxi, zum zugigen Busbahnhof, haben uns für den nächsten Bus ein Ticket gekauft und zurück nach Alma-Ata. Genaugenommen waren wir für ein Hühnchen-Wrap und drei Blini jeweils fünf Stunden pro Richtung im Bus. Solange halten die paar Kalorien des Wraps gar nicht...
Der 10.00-Uhr-Bus scheint in beide Richtungen eher der Touristentransporter zu sein, die arbeitende Bevölkerung wird wohl die 08.00-Uhr- bzw. 18.00-Uhr-Variante nehmen. Diesmal vor allem Briten mit dabei, eine Irin, ein British-National-Overseas-Passinhaber (Hongkong), Russen und Japaner.
Es ist so kalt (6°C) und windig, dass sich alle im Terminalgebäude verstecken, bis der Busfahrer kommt. Gepäck verstaut und rein in den Bus. Leider genauso kalt wie draußen, allerdings zieht’s nicht. Es dauert zehn Minuten bis wir die Mützen ausziehen können, gleichzeitig beschlagen alle Scheiben. Auch der Fahrer hat keine ordentliche Sicht. Wischt einfach an jeder Ampel seine Scheibe wieder frei, die einen langen, bereits verzweigten Riss hat. Die Grenzkontrollen verlaufen für uns problemlos, für andere nicht. Unmittelbar vor mir wird ein Kirgise, der in der letzten Nacht beim Saufgelage wohl mehr Schläge abbekommen als ausgeteilt hat, wieder nach Hause geschickt. Das eine Auge ist komplett zugeschwollen, die andere Gesichtshälfte auch dick. Warum er zurück muss, weiß ich nicht. Aber dass sein Gesicht mit dem im Pass nicht vergleichbar gewesen sein kann, ist sicher. Hinter mir stand der Hongkong-Brite – er wurde ebenfalls rausgezogen und separat befragt. Und hat es nicht zurück in den Bus geschafft. Sowas macht dann gar keinen Spaß.
Auf der kasachischen Seite der Grenze wartete dann ein neuer Bus, also genaugenommen ein anderer. Frontscheibe ebenfalls gerissen, Sitzverstellhebel verschwunden, Bus kalt, die hydraulische Einstiegstür schließt nicht richtig, muss bei voller Fahrt kurz nochmal auf und zu gemacht werden. Und draußen setzt Schneetreiben ein. Der TÜV hätte seine helle Freude an diesen Gefährten, hier bringen sie uns am Ende sicher ans Ziel. In Alma-Ata stehen wir aber wieder lange im Stau, bevor wir ins Taxi umsteigen können und zu unserem Apartment fahren.
Da wir drei Nächte bleiben und es am Samstag nach China geht, hatte ich ein Apartment für uns gesucht. Mehr Platz und eine eigene Küche. Die bange Frage war, ob die drei Nächte zum Alptraum oder gut werden. Im Moment, als uns die Tür geöffnet wird, lächeln wir beide. Es ist mollig warm!! Dann stellt sich raus, dass auch eine Waschmaschine an Bord ist, so dass wir uns entspannt und gut gelaunt auf China vorbereiten können.
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Etappe IV Stanistan
Ach, wenn man n bisschen mehr Platz hat und es – bei draußen 4°C – drinnen schön warm ist, dann ist das doch gleich ein anderer Start in den Tag. Ein paar Haferflocken in den Kefir gemischt, dazu ein Glas Tee und die gute Laune bleibt. Von außen sieht unser Apartment-Haus wieder gruselig aus, hier drinnen passt alles.
Heute wollen wir mit dem Cable car mal hoch in die Berge fahren und den Ausblick genießen. An der Basisstation angekommen wird uns gesagt, dass heute nix fährt. Kabelersatzverkehr sei aber eingerichtet – ein Bus. Das ist uns zu doof. Wir hoffen, dass wir morgen noch eine Chance haben, mal ein Stück raus aus der Stadt zu kommen. Und so machen wir - bei eiskaltem Nordwind - wieder einen langen Spaziergang durch die Stadt und beobachten das Leben.
Um Punkt 10.00 Uhr gehen die Sirenen los und es folgt eine ca. fünfminütige Durchsage (über das Verhalten bei Evakuierungen?) Die Menschen sind davon völlig unbeeindruckt und so laufen auch wir einfach weiter. Und finden Hermès, Maßschneider und jede Menge teure Juweliere einen Block weiter von Straßenhändlern und Markt, großzügig angelegte Parks und moderne Gebäude neben sowjetischen Architektursünden, Imbissstände mit Riesen-Aluminium-Woks nicht weit von Cafés, in denen der Espresso zwei Euro kostet, diverse Scooter-Stationen neben alten Ladas und KAMAZ-Lkws. Eine bunte Mischung, eine Stadt, die schon ein ganzes Stück Richtung Kapitalismus (in chinesischer Orientierung?) geschafft hat.
Dann stolpern wir noch über eine Frauenkonferenz der fünf (Ex-Sowjet)Stans, interessante Verkehrsschilder und schauen uns interessehalber die Goldpreise an. In einigen Läden ist Schmuck ganz erschwinglich. Zum Schluss geht’s auf den Markt. Dort kaufen wir ein paar Pfannkuchen (Blini) und hausgemachte Himbeermarmelade. Zurück zu Hause machen wir die Blini warm, setzen nen Tee auf und genießen das einfache Essen. Das sind die Augenblicke, die ich so liebe. Mittendrin im Alltag der normalen Menschen.
Am Nachmittag/Abend habe ich mich um weitere Bahntickets in Japan und China gekümmert. Diese ganze Vorbestellerei in China ist vollkommen sinnlos. Hab mittlerweile ein eigenes Konto in der App der Chinesischen Eisenbahn und kaufe mir die Tickets schneller und ohne Vermittlungsgebühr selbst. Als alles erledigt ist, fragen wir Martas Schwester, ob sie ggfs. an günstigem Goldschmuck interessiert ist. Da sie ist, geht’s zurück in die Stadt. Schnelle Abstimmung per Foto und Chat und zwei Kleinigkeiten sind gekauft.
Im Anschluss gönnen wir uns nach längerer Restaurant-Abstinenz ein etwas opulenteres Abendessen in einem besseren Restaurant. Zu Hause gibt’s dann noch ein leichtes Bier und danach geht’s zufrieden ins Bett.
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Etappe IV Stanistan
Da wir noch einen vollen Tag Zeit haben, wollen wir heute in die Berge. Marta hat eine leichte Tour rausgesucht. Wieder ein schnelles Frühstück, dann raus in die Kälte. 2°C, aber strahlende Sonne und kaum Wind. Wir haben echt Glück. Der Bus hält nicht weit von unserem Apartment, wir können noch mit Bargeld bezahlen, aber eigentlich hat der Bus nur noch Kartenlesegeräte. Schon bei der Fahrt hoch zur Eisschnelllaufbahn Medeo sehen wir schneebedeckte Berge. Der nervige Regen der letzten Tage war dort oben Schnee und lässt uns auf einen ersten Wintertag hoffen.
Statt Seilbahn nehmen wir den Fußweg. Und kommen ziemlich schnell an die erste Hürde. Treppen, Treppen, Treppen. Marta liest irgendwo, dass wir am Stück 60 Stockwerke hochgelaufen sind. Dann ein gerader Abschnitt, danach geht’s wieder straff bergauf. Irgendwann kommen wir bei der oberen Seilbahn-Station an und haben die Nase voll. 670 Höhenmeter in gut zwei Stunden. Das hat uns Flachländer dann doch etwas angestrengt. Und von leicht kann (jedenfalls für uns) keine Rede sein. Unterwegs wurden wir von einer Gruppe jugendlicher Sportler überholt, die phasenweise bergauf gelaufen sind und von denen einige noch zusätzlich Gewichte in den Händen hatten.
Glücklicherweise fahren die ersten Sessellifte schon, so dass wir noch ein Stück höher kommen, vollends im Winter ankommen, Fotos machen und ob der Kälte wieder zurück ins Dorf sesselliften. Dort lassen wir uns Zeit und beobachten die Touris. Es sind erstaunlich viele Inder hier. Aber vor allem Russen. Und wenn man sich die Chalets so anschaut, beschleicht einen die leise Ahnung, dass Sanktionen nur begrenzt wirken. Kann man nicht mehr in die Schweiz fahren, findet man sich halt ein anderes Ziel. Und wenn da noch nicht viel Infrastruktur steht, dann bestellt man sie. Dabei sucht Kasachstan offenbar eine Balance zwischen chinesischen (Autos), einheimischen (Ladesäulen) und westlichen (Seilbahn) Investoren. Das Resort ist voll mit Teslas, vor allem aber chinesischen BYDs, die als Taxis unterwegs sind. Frühstücken kann man bei PAUL, die Mastercard-Lounge lädt ein usw. Und plötzlich machen auch die Luxus-Geschäfte unten in der Stadt Sinn. Sie sind schlicht den reichen Russen in ihren Wintersportort gefolgt.
Auf dem Weg zurück im Apartment haben wir noch schnell ein paar Blini zum Tee gekauft. Die machen wir uns gleich fertig. Am Abend gibt‘s Manti (gefüllte Teigtaschen). Ansonsten wollen wir uns nicht mehr bewegen.
Der letzte Tag in Zentralasien hat richtig Spaß gemacht.
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Etappe IV/V Stanistan/Ostasien
Um 5.00 Uhr klingelt der Wecker. Wir machen uns fertig und fahren zum Busbahnhof. Der Tag erwacht gerade, die Berge werden vom ersten Sonnenlicht angestrahlt. Ein klarer kalter Morgen. Am Busbahnhof fängt dann die Sucherei an. Wir haben den ersten Bus nach Yining gebucht. Leider heißt der Ort manchmal auch Ghulja. Und manchmal Ili. Das kommt vermutlich daher, dass Ghulja im Uiguren-Gebiet liegt. Möglicherweise gibt es deswegen einen chinesischen Zweit-/Neunamen. Aber im Russischen wird’s auch nicht einfacher. Die Buchung war für Инин. Das findet sich leider an keinem der Busse. Die Liniennummer (403) leider auch nicht. Wäre ja zu einfach. Irgendwann finde ich Кульжа. Laut gelesen ähnelt das Ghulja. Die Abfahrtzeit stimmt dann auch. Wir gehen das Risiko ein.
Der Bus hat 40 Plätze, wir sind acht Passagiere. Per Telefon verkauft eine Frau aber offenbar immer weiter Tickets, jedenfalls sammeln wir unterwegs immer mehr Fahrgäste ein. Am Ende haben wir einen Bus voller Chinesen und Kasachen. Wir fallen auf, auch, weil kaum jemand russisch spricht und sich mit uns verständigen kann. Die Fahrt selbst geht zunächst wieder durch steppenartige Landschaften, im Hintergrund immer die schneebedeckten Berge. Wir sind relativ schnell an der kasachischen Grenze. Bei der Passkontrolle fallen wir wieder auf, weil die Kontrolleure offenbar noch nie oder sehr selten einen deutschen Pass in den Händen halten. Der Chef wird gerufen, der muss sich auch rückversichern, der Pass wird nochmal und nochmal auf Echtheit geprüft. Am Ende können wir durch – unser Bus wartet schon seit zehn Minuten nur noch auf uns.
Als wir auf der chinesischen Seite ankommen (der Grenzstreifen ist gefühlt einen Kilometer breit, ist das gesamte Abfertigungs-Prozedere viel professioneller als alles, was wir in den letzten Wochen erlebt haben. Allerdings fällt auch hier unser Pass auf. Ein sehr gut englischsprechender Beamter begrüßt uns und fragt nach dem Blick auf den Bildschirm seiner jungen Kollegin, ob ich dieses Mal als Tourist käme… Jedenfalls hat die Kontrolleurin auch noch keinen deutschen Pass gesehen – entsprechend lange dauert die Abfertigung. Marta kommt nach mir, ihr Pass wird kurz mitgenommen (und für die Ausbildung/Trophäenwand fotografiert?) Der Chef erklärt ihr, dass wir die ersten Deutschen seien, die hier über die Grenze kämen. Aber alles ok, alles freundlich, wir fühlen uns von allen positiv willkommen geheißen.
Nach der Grenze sind wir unerwarteterweise plötzlich drei Stunden weiter (Zeitverschiebung) und ich schaue vorsichtig auf die Uhr. Wir wollen heute Abend noch einen Zug bekommen. Noch ist viel Luft. Vier Stunden für die 70km sollten reichen. Der Bus kommt aber erst verspätet aus der Zollkontrolle, dann geht die Fahrt durch echte chinesische Provinz – alle Straßenschilder sind nur auf Chinesisch. Offenbar ist gerade Erntezeit und riesige Lkws mit Zuckerrüben zuckeln über die Straßen. Wenn die Lkws unseren Bus nicht ausbremsen, tun es die Ampeln. Alle halten sich ziemlich strikt an die Geschwindigkeitsbegrenzungen. Ghulia/Yining kommt näher, die Uhr läuft aber auch runter. Am Ende haben wir noch knapp eine Stunde, als wir aus dem Bus geworfen werden. Stehen in irgendeiner Seitenstraße und müssen zum Bahnhof. Kein Cash in der Tasche, nur Alipay und WeChat auf dem Handy. Aus einem Auto ruft uns ein junger Mann zu, ob wir ein Taxi brauchen. Wir verständigen uns mühsam, am Ende bringt er uns aber zügig zum Bahnhof. Marta bezahlt zum ersten Mal mit ihrem Alipay-Account. Es klappt. Super.
Dann durch die Sicherheitskontrolle. Unsere Pässe sind alles, was wir vorzeigen müssen. Keine Fahrkarte, keine Buchung, nix. Da jede Ticketbuchung personalisiert erfolgt, wird kurz die Passnummer eingegeben und der Schaffner hat alle Daten von uns verfügbar. Wir steigen in den Zug, haben zwei nette chinesische Mitreisende und machen uns lang. Alles hat geklappt, wenn auch nicht viel Zeit zum Umsteigen vom Bus in den Zug war. Morgen geht’s schon in den nächsten Zug. Nach Peking.
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