Alma-Ata nach Yining 🇨🇳

Etappe IV/V Stanistan/Ostasien

Um 5.00 Uhr klingelt der Wecker. Wir machen uns fertig und fahren zum Busbahnhof. Der Tag erwacht gerade, die Berge werden vom ersten Sonnenlicht angestrahlt. Ein klarer kalter Morgen. Am Busbahnhof fängt dann die Sucherei an. Wir haben den ersten Bus nach Yining gebucht. Leider heißt der Ort manchmal auch Ghulja. Und manchmal Ili. Das kommt vermutlich daher, dass Ghulja im Uiguren-Gebiet liegt. Möglicherweise gibt es deswegen einen chinesischen Zweit-/Neunamen. Aber im Russischen wird’s auch nicht einfacher. Die Buchung war für Инин. Das findet sich leider an keinem der Busse. Die Liniennummer (403) leider auch nicht. Wäre ja zu einfach. Irgendwann finde ich Кульжа. Laut gelesen ähnelt das Ghulja. Die Abfahrtzeit stimmt dann auch. Wir gehen das Risiko ein.

Der Bus hat 40 Plätze, wir sind acht Passagiere. Per Telefon verkauft eine Frau aber offenbar immer weiter Tickets, jedenfalls sammeln wir unterwegs immer mehr Fahrgäste ein. Am Ende haben wir einen Bus voller Chinesen und Kasachen. Wir fallen auf, auch, weil kaum jemand russisch spricht und sich mit uns verständigen kann. Die Fahrt selbst geht zunächst wieder durch steppenartige Landschaften, im Hintergrund immer die schneebedeckten Berge. Wir sind relativ schnell an der kasachischen Grenze. Bei der Passkontrolle fallen wir wieder auf, weil die Kontrolleure offenbar noch nie oder sehr selten einen deutschen Pass in den Händen halten. Der Chef wird gerufen, der muss sich auch rückversichern, der Pass wird nochmal und nochmal auf Echtheit geprüft. Am Ende können wir durch – unser Bus wartet schon seit zehn Minuten nur noch auf uns. 

Als wir auf der chinesischen Seite ankommen (der Grenzstreifen ist gefühlt einen Kilometer breit, ist das gesamte Abfertigungs-Prozedere viel professioneller als alles, was wir in den letzten Wochen erlebt haben. Allerdings fällt auch hier unser Pass auf. Ein sehr gut englischsprechender Beamter begrüßt uns und fragt nach dem Blick auf den Bildschirm seiner jungen Kollegin, ob ich dieses Mal als Tourist käme… Jedenfalls hat die Kontrolleurin auch noch keinen deutschen Pass gesehen – entsprechend lange dauert die Abfertigung. Marta kommt nach mir, ihr Pass wird kurz mitgenommen (und für die Ausbildung/Trophäenwand fotografiert?) Der Chef erklärt ihr, dass wir die ersten Deutschen seien, die hier über die Grenze kämen. Aber alles ok, alles freundlich, wir fühlen uns von allen positiv willkommen geheißen. 

Nach der Grenze sind wir unerwarteterweise plötzlich drei Stunden weiter (Zeitverschiebung) und ich schaue vorsichtig auf die Uhr. Wir wollen heute Abend noch einen Zug bekommen. Noch ist viel Luft. Vier Stunden für die 70km sollten reichen. Der Bus kommt aber erst verspätet aus der Zollkontrolle, dann geht die Fahrt durch echte chinesische Provinz – alle Straßenschilder sind nur auf Chinesisch. Offenbar ist gerade Erntezeit und riesige Lkws mit Zuckerrüben zuckeln über die Straßen. Wenn die Lkws unseren Bus nicht ausbremsen, tun es die Ampeln. Alle halten sich ziemlich strikt an die Geschwindigkeitsbegrenzungen. Ghulia/Yining kommt näher, die Uhr läuft aber auch runter. Am Ende haben wir noch knapp eine Stunde, als wir aus dem Bus geworfen werden. Stehen in irgendeiner Seitenstraße und müssen zum Bahnhof. Kein Cash in der Tasche, nur Alipay und WeChat auf dem Handy. Aus einem Auto ruft uns ein junger Mann zu, ob wir ein Taxi brauchen. Wir verständigen uns mühsam, am Ende bringt er uns aber zügig zum Bahnhof. Marta bezahlt zum ersten Mal mit ihrem Alipay-Account. Es klappt. Super. 

Dann durch die Sicherheitskontrolle. Unsere Pässe sind alles, was wir vorzeigen müssen. Keine Fahrkarte, keine Buchung, nix. Da jede Ticketbuchung personalisiert erfolgt, wird kurz die Passnummer eingegeben und der Schaffner hat alle Daten von uns verfügbar. Wir steigen in den Zug, haben zwei nette chinesische Mitreisende und machen uns lang. Alles hat geklappt, wenn auch nicht viel Zeit zum Umsteigen vom Bus in den Zug war. Morgen geht’s schon in den nächsten Zug. Nach Peking.

 

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Yining nach Ürümqi  🇨🇳

Etappe V Ostasien

06.45 Uhr werden wir mit leichter Musik geweckt. Noch 30 Minuten bis zum Ziel. Wir haben gut geschlafen. Mit der Übersetzungs-App verständigen wir uns so leidlich mit unseren beiden Mitreisenden. Sie können noch nicht im Hotel einchecken und wollen frühstücken gehen. Fragen uns, ob wir Lust haben, mitzukommen. Gefragt, getan. Zunächst zur Gepäckaufbewahrung. Dort wird für uns alles auf Chinesisch geregelt, bezahlen muss ich über WeChat. Banges Warten, weil ich vorgestern meine Adresse erneut verifizieren musste – aber es funktioniert. Damit habe ich zwei Apps zum Bezahlen, bei Marta läuft Alipay. 

Danach folgen wir den beiden durchs noch dunkle Ürümqi (Wulumuqi). Der erste Eindruck – es ist alles einfach nur groß bis sehr groß. Der Bahnhof, die Häuser, die Straßen. Von einer Seite des Bahnhofs zur anderen ist es ein langer Lauf durch eine Halle an den Gleisausgängen entlang. Schließlich kommen wir zum „besten Frühstücksrestaurant der Stadt“. Unsere Begleiter bestellen für jeden eine Nudelsuppe und Jasmintee. Bei den Nudeln kann man zehn „Dickegrade“ wählen. Alles sehr lecker – genau wie die Beilagen: marinierte Gurken, Tofu, eingelegte Pepperoni und eingelegte Möhren/Kohlrabi/Sellerie. Ich möchte bezahlen – keine Chance. 

Danach nehmen sie uns noch mit in die U-Bahn, da sie ohnehin in die Stadt wollen. Im Taxi zur U-Bahn bekommt Marta einen Schnellkurs in Taxi-App und deren Benutzung. An den U-Bahn-Eingängen zeigen sie uns, wie wir mit Alipay bezahlen können. Interessant ist, dass die Alipay-App (ohne Update) ein wichtiges Schaltfeld geändert hat, seit wir in China sind. Dort, wo eben noch „Collect money“ stand, ist jetzt „Transport“. Nach nochmaliger Identitätsbestätigung (Gesichtserkennung per Handy) wird die Funktion freigeschaltet und wir können sofort damit bezahlen. Das soll in ganz China funktionieren. Es ist faszinierend zu sehen, wie nahtlos das alles ineinandergreift und wie komfortabel der Alltag wird (mir ist die Missbrauchsmöglichkeit klar, aber gerade für Touristen ist der Komfort unvorstellbar groß – auch, weil in der App in Echtzeit ins Englische übersetzt wird). 

Während wir dann noch ein paar Haltestellen gemeinsam mit der U-Bahn fahren, zeigen die beiden uns noch die Chat-Funktion von WeChat. Auch dort wieder Echtzeitübersetzung ins Deutsche/Englische, sowohl von gesprochenem als auch geschriebenem Wort. Wir verabschieden uns und fahren noch zwei Haltestellen weiter zu einem großen (berühmten?) Markt. Um diese Zeit noch nicht viel los – aber wie bei jeder U-Bahn-Station muss man auch hier durch eine Sicherheitsschleuse. An all diesen Stationen liegen Schlagstöcke, Schutzschilde und kugelsichere Westen deutlich sichtbar. Und die Polizei zeigt massive Präsenz – fährt Patrouille in gepanzerten Mannschaftstransportern. Dass wir in der Uiguren-Region sind, wird auch an anderer Stelle sichtbar. Bei Beschriftungen finden wir häufig sowohl chinesische Zeichen als auch arabische Buchstaben. 

Für den Weg zurück zum Bahnhof nehmen wir erst wieder die U-Bahn, dann didi, die chinesische Variante von uber/bolt/… Als auch das funktioniert, sind wir zuversichtlich, die Dinge in China allein gemanagt zu bekommen. 

Um 14.10 Uhr fährt unser Zug nach Peking los. Wir haben einen schönen Morgen mit zwei netten chinesischen Managementberatern in unserer Erinnerung und mehrere Tipps für Restaurants in Peking im Gepäck.

 

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Ürümqi nach Peking (30h Zug, 3.100km)  🇨🇳

Etappe V Ostasien

Gut 30 Minuten vor Abfahrt gehen wir zum Zug-Gate. Die Schaffnerin scannt wieder nur den Datenteil unseres Passes und hat alle Infos zu uns und unserer Buchung auf dem Bildschirm… Im Zug sind wir wegen der verkorksten Buchung dann  in unterschiedlichen Abteilen, aber im selben Wagen. Wir richten uns jeweils häuslich ein und treffen uns erst wieder, als wir zum Abendessen in den Speisewagen gehen. 

Marta hat die Zeit perfekt geplant, wir kommen, als gerade die ersten Bestellungen angenommen werden und finden noch einen Platz. Bestellen ist ungleich schwieriger. Mit Hilfe des Google-Übersetzers schaffen wir es, einmal Hühnchen, einmal Rind zu bestellen. Es kommen für jeden ein Teller mit dem Hauptgang und eine Schale Reis. Während Rind mit Zwiebeln „normal“ serviert wird, ist’s beim Hühnchen wie immer in China. Es wird mit Knochen kleingehackt und diese Stücke dann gekocht/gebraten. Daher ist Hühnchenessen regelmäßig etwas schwierig. Getränke kauft man an einem kleinen Wagen, der kontinuierlich durch die langen Gänge des Zuges geschoben wird. 

Der Speisewagen ist mal wieder eine neue Erfahrung. Während draußen unendliche Steinwüsten vorbeiziehen, können wir die chinesischen Mitreisenden beobachten. Und sie uns. Wir sind auch in diesem Zug die absoluten Exoten. Als wir bezahlen und gehen wollen, macht sich der Nachteil der volldigitalisierten Welt bemerkbar. Wenn kein Handyempfang besteht, kann man nicht bezahlen. Das scheint für die Mitreisenden aber normal zu sein – man setzt sich einfach wieder hin und wartet, bis die Datenübertragung endlich klappt. Da ich heute Morgen ein paar Yuan abgehoben hatte, bezahle ich bar – zumindest hier geht das auch noch.

Bei der Rückkehr ins Abteil schlafen zwei der drei Damen in meinem Abteil schon – kein Wunder, der Zug fährt auch bei 150km/h nahezu ruckelfrei. Ich tippe noch ein paar Zeilen, mache mir ein Bier und etwas beef jerky auf und freue mich über den guten Start in China. All der Ärger, die Verzweiflung und manchmal auch Resignation beim Runterladen, Einrichten und vor allem Identitätsbestätigen der diversen Apps (Alipay, WeChat, Trip, 12306) sind vergessen. Jetzt, da wir sie brauchen, läuft alles. 

Im Laufe der Zugfahrt kommt die Schaffnerin alle paar Stunden durch und sammelt den Müll ein, wischt den Waschraum und die Toilette durch und legt – bei wechselnden Mitreisenden – die Bettwäsche wieder zusammen. Auch die Polizei zeigt Präsenz (blau/rot blinkende Lampe an der Uniform) und erklärt in jedem Abteil irgendwas. Insgesamt ist die Stimmung im Zug erstaunlich ruhig und gelassen. Einzig die Raucherei in den Bereichen am Ende der Wagen nervt. Die Rauchschwaden ziehen wieder und wieder in die Abteile. 

Als ich auf dem Gang mein Handy lade, spricht mich ein 55jähriger ehemaliger Militär auf Englisch an. Er lernt gerade deutsch und möchte die Aussprache von ein paar Vokabeln erklärt bekommen. Dann kommen wir ins Erzählen und stellen fest, dass aus Sicht der Alten die Welt der Jungen überall viel zu social-media-dominiert ist und die Ausbildungssysteme schlechter werden. Zum Schluss tauschen wir noch die WeChat-Adressen aus und starten einen Chat. Wir könnten ihn im Sommerpalast in Peking besuchen, dort hat er einen Treff für Interessierte rund um die chinesische Geschichte/Kultur ins Leben gerufen. 

Später beobachte ich die Landwirtschaft, die an uns vorbeifliegt. Baumwolle, Mais, Kohl/Gemüse, kleine Bäume, viel Unbekanntes – alles auf relativ kleinen Parzellen, Mais zum Teil noch zu Hocken aufgestellt. Auch Schaf- und Rinderhaltung ist zu sehen. Und viele verlassene Terrassenfelder – das ganz harte Leben liegt wohl hinter den meisten Bauern. Viele Kilometer der Strecke verlaufen in Tunneln unter den Bergen mit den Terrassenfeldern. Hin und wieder sehen wir auch riesige Solarfelder und Windräder. In vielen kleinen Orten wachsen Hochhäuser weit über die traditionelle Bebauung hinaus.

 

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Peking  🇨🇳

Etappe V Ostasien

Pünktlich 20.22 Uhr steht der Zug im Bahnhof Peking West. Aus den Wagen strömen unendlich viele Leute Richtung Ausgang, für die ganz wichtigen Passagiere stehen Abhollimousinen wie am Flugzeug bereit. Wir schwimmen mit dem Strom Richtung U-Bahn und freuen uns, dass wir nichts weiter vorbereiten müssen. An der U-Bahn-Schranke kommt Marta dann auch sofort durch, bei mir streikt Alipay. Meine Telefonnummer müsste anders im System hinterlegt werden. Alle Versuche scheitern. Glücklicherweise hatte ich mir eine mobile Peking-Card installiert und Geld draufgeladen, so dass ich damit dann durchgehen kann. 

Unser kleines Hotel ist sehr nett und eigentlich für einen Selbst-Check-in ausgelegt. Nur mit unseren deutschen Pässen klappt das noch nicht. Wir bezahlen noch ein Bier und eine Limo aus dem Getränkeautomaten, gehen aufs Zimmer und können endlich wieder duschen.

Morgens ziehen wir kurz nach 8.00 Uhr los und versuchen mal eine Busfahrt. Anstandslos kann ich mit Alipay bezahlen. Man wundert sich (U-Bahn geht trotzdem nicht). Leider stehen wir ganz schnell im Stau und steigen daher auf die U-Bahn um. (Eine Busfahrt kostet 0,13€, eine U-Bahnfahrt 0,40-0,50€.) Am Platz des Himmlischen Friedens stellen wir fest, dass die Eintrittskarten für die Verbotene Stadt bis Ende des Jahres für uns nicht mehr buchbar sind. Also gehen wir nur auf den Platz und beobachten ein wenig das Treiben. Viele, viele Reisegruppen mit älteren und/oder ländlichen (traditionell gekleideten) Chinesen laufen über den Platz und machen allerlei Fotos mit der Fahne oder den diversen Gebäuden auf dem Platz als Hintergrund. 

Um auf den Platz des Himmlischen Friedens zu kommen, müssen sowohl wir als auch unsere Taschen durch diverse Sicherheitsschleusen. Unsere Pässe werden mal gescannt, mal fotografiert, mal nur angeguckt, mal nicht mal angeguckt. So oft, wie wir sie heute vorgezeigt haben, haben wir sie während der gesamten bisherigen Reise nicht an den Grenzen zeigen müssen. 

Aus dem Zentrum bewegen wir uns dann zu weiteren typischen Sehenswürdigkeiten. Wir machen ein paar Fotos mit altchinesischem Kolorit, viel interessanter ist aber, was die Menschen so treiben. Junge Chinesinnen laufen in traditionellen Kostümen durch die Parks und lassen sich (für social media?) fotografieren oder filmen. Vor jeder typisch roten Mauer genau dasselbe Schauspiel. Von Spontanfotos bis zu sorgfältigen Choreographien alles dabei.

Nachdem wir zum Frühstück in einem chinesischen Lokal diverse Kleinigkeiten bestellt und gegessen hatten, wollen wir zum Abend anderes typisches Essen probieren. Auf dem Weg dahin laufen wir durch einen der verbliebenen Hutongs. Alte Viertel mit kleinen Häusern und öffentlichen Toiletten. Und auch wenn die Häuser klein sind, stehen doch ganz schön große Autos davor. Zum Essen gibt’s dann endlich auch mal wieder „schwarze Eier“, die, glaube ich, längere Zeit in Kalk liegen gelassen werden. 

Für den Weg zurück zum Hotel versuchen wir’s nochmal mit dem Bus. Diesmal klappt’s perfekt.

 

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Und nochmal Peking  🇨🇳

Etappe V Ostasien

Heute geht es wieder früh raus. Wir haben gestern rausgefunden, dass wir mit einer Tour doch noch in die Verbotene Stadt kommen. Teuer, aber besser als draußen geblieben. Dafür müssen wir um 8.15 Uhr am Platz des Himmlischen Friedens sein, auf dem die Tour dann beginnt. Wieder mehrmals die Pässe vorgezeigt. Diesmal ist wegen der uns begleitenden Stadtführerin alles etwas einfacher. Die Sicherheitskontrolle vor dem Eingang zur Verbotenen Stadt ist dann auch endlich mal eine. In den U-Bahn-Stationen wird das Ortungsgerät meist nur kurz vor unseren Beinen hin- und hergewedelt und wir dann durchgewunken (Ausnahme morgens im Berufsverkehr, da stehen alle Kontrolleure in Reih und Glied und fertigen die Fahrgäste schrittweise ab). 

Bevor wir in die Verbotene Stadt kommen, müssen wir unsere Tickets abholen. Dabei lernen wir, dass wir uns gestern einfach hätten anstellen müssen. Und Tickets kaufen. Ahnt keiner… Wir spulen unser Touri-Programm ab und sind ganz froh, dass wir mit einer Stadtführerin unterwegs sind. Sie erzählt uns ne Menge Hintergründe und geht mit uns auch in etwas abseitige Gemächer, die ich bei meinen bisherigen Besuchen noch nie gesehen habe. 

Hinterher quetschen Marta und ich uns in einen Bus und erleben das typisch chinesische Gedrängel hautnah und in voller Lautstärke. Wir steigen an einer „Snack“straße aus und bummeln durch die Läden. Neben Beef jerky finden wir auch ein paar echt exotische Sachen. Muss ich probieren. Die Skorpione und Grillen spare ich mir, nehme die dicken Raupen/Engerlinge. Schmeckt eigentlich nur nach dem Gewürz und ist ansonsten hoffentlich eine ordentliche Eiweißbombe.

Der Nachmittagsspaziergang (wir haben heute schon wieder 10km in den Füßen, nach gut 20km gestern) führt uns noch an einem Fahrradfriedhof vorbei und zur letzten offenen Sehenswürdigkeit, dem Himmelstempel. Danach setzen wir uns ein wenig in die Sonne und gehen dann zum Hotel zurück. Dort steht eine Waschmaschine, die Chance wollen wir uns nicht entgehen lassen. 

 

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Gubei Watertown (oder Phantasialand auf chinesisch)  🇨🇳

Etappe V Ostasien

Nach der gestrigen Wäsche (waschen und trocknen haben knapp ne Stunde gedauert) schauen wir noch, dass wir lecker was zu essen bekommen. Finden nach ein wenig suchen auch ein nettes Restaurant und endlich richtig gute (herzhaft) gefüllte Hefeklöße. Auf dem Heimweg naschen wir ne süße Kleinigkeit und das war dann schon der letzte Abend in Peking. 

Morgens trödeln wir entspannt in den Tag. Letztes Ziel: der Perlenmarkt. Dort gibt es auch Perlen, die meisten Touris kommen aber wohl wegen des Kleinkrams, den man als Souvenir mitnehmen kann. Von Schachfiguren über Schals, Teeschalen/-sets, gefälschte Klamotten und diverses Technik-Allerlei gibt es alles. Mit ordentlich Verhandlungsspielraum. Wir essen schnell noch ein paar gefüllte Teigtaschen und machen uns auf den Weg zum Bahnhof. Heute fahren wir zur Abwechslung mal Regionalbahn. 120km raus aufs Land zu einem besonderen Stück der chinesischen Mauer. 

Genau genommen machen wir auf chinesischer Tourist. Es geht nach Gubei Watertown, eine kleine Stadt, die restauriert/originalgetreu nachgebaut wurde. Ein wenig Venedig, viel chinesische Stadt des 18./19. Jahrhunderts. Zunächst mal müssen wir aber hinkommen. Zugfahren ist mit ein wenig Gottvertrauen unproblematisch, da wir bis zur Endstation müssen. Dann sollte es einen Shuttle-Bus geben, der ins Dorf fährt. Es steht tatsächlich ein Bus da, zu dem auch ein paar Reisende laufen. Wir steigen ein und drücken die Daumen, dass es gut geht. Bezahlen per App klappt schon mal nicht, sprachliche Verständigung auch nicht. Glücklicherweise habe ich noch etwas Bargeld in der Tasche. Es geht durch kleine Dörfer, vorbei an Kleinstfeldern, auf denen die Bauern per Hand jeden einzelnen Maisstängel abhacken. Nach gut 20min ist die Busfahrt vorbei, wir sind richtig und erleichtert.

Da wir nach Sonnenuntergang ankommen, wirkt die Beleuchtung schon auf uns. Alles sehr schön, aber de facto Phantasialand. Wir checken an der zentralen Rezeption für die gesamte Stadt (>50 Hotels) ein, zahlen Eintritt und werden mit dem Shuttle-Bus in die Nähe unseres Hotels gebracht. Kurz das Gepäck abgelegt und weiter zur Seilbahn. Mit der geht es hoch auf die ebenfalls bestens ausgeleuchtete Chinesische Mauer. Oben dürfen wir nachts nicht viel rumlaufen, aber aufgrund der steilen Treppen reicht uns auch das kleine freigegebene Stück schon. Alle wollen dort Fotos/Selfies aufnehmen, die Mauer wird vom Kulturgut zur Kulisse. Wir fahren wieder runter, essen schnell einen Teller süß-sauer bzw. Aubergine frittiert und laufen rüber zur heißen Quelle. Im Badehaus gibt auch ein Freiluftbecken – das ist was für uns. Während in den Umkleiden komplette Nacktheit kein Problem ist, sind die Frauen im öffentlichen Bereich dann doch etwas stärker bekleidet. Mindestens Badeanzug, häufig eher badekleidmäßig. 

Gegen 21.00 Uhr dann ein kleines Drohnen-Feuerwerk. Also, eher Lichtshow. Es werden chinesische Buchstaben in den Himmel geschrieben, diverse Figuren (die wir nicht einordnen können), ein Bogenschütze und natürlich die Wachtürme der chinesischen Mauer. Die perfekte Vorführung für den normalen Touristen. Nach der Thermalquelle bummeln wir noch ein wenig durchs Dorf und fühlen uns in der Zeit versetzt. 

 

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Von Gubei Watertown nach Xi'an  🇨🇳

Etappe V Ostasien

Unser kleines Wasserstädtchen ist noch nicht erwacht, da gehen wir schon zum Frühstück. Der Shuttle-Bus fährt um 8.40 Uhr, wir wollen noch ein wenig durch den Ort laufen und ein paar Fotos machen. Das Frühstück ist sehr chinesisch – kleine gefüllte Hefeklöße, mehrere herzhafte Gemüsesalate, Eier, Reissuppe und Tee. Schnell ausgecheckt und die Fototour geht los. Ein wunderschöner Morgen, klare Luft, die Chinesische Mauer ist nur knapp im Dunst zu erkennen. Menschen waren gestern Abend schon kaum zu sehen, heute Morgen sind es noch weniger. Wir sind angekommen, als schon nicht mehr viel los war, wir fahren, bevor der Trubel beginnt. 

Insgesamt scheint die Saison ohnehin zu Ende zu sein, vielleicht führt auch die unsichere wirtschaftliche Lage zu geringerer Auslastung solcher „Freizeitparks“. Uns ist’s egal, wir waren auf der Chinesischen Mauer und haben in der Thermalquelle einmal richtig tief durchgeatmet. 

Der Bus fährt uns zurück zur Bahnstation, an der die Lesegeräte für unsere Pässe wieder problemlos funktionieren. Irgendwo ist hinterlegt, dass wir die Fahrkarte für den Zug gekauft haben, niemand will etwas anderes als unseren Pass sehen. Ohne Chinesisch-Kenntnisse bleibt man trotzdem darauf angewiesen, dass die Technik reibungslos funktioniert. Ansonsten wird’s ganz schnell ganz eng.

Der Zug fährt wieder pünktlich los, ist sauber, hat funktionierende Toiletten, Steckdosen mit europäischen und asiatischen Steckern und wird bei ausgeschütteten Kaffeebechern o.ä. sofort gereinigt. Außerdem wird in Durchsagen auf Chinesisch und Englisch darauf hingewiesen, sich ordentlich zu benehmen, also Füße nicht auf die Sitze, Schuhe nicht ausziehen, Kinder nicht über die Sitze klettern lassen, nicht laut Filme gucken, Sitznachbarn nicht mit müffeligem Essen belästigen usw. Die Nahverkehrs-Fahrkarte für 120km kostet 1,50€. Für Schlafwagen- und Expresszug zahlen wir wie zu Hause. Vermutlich wird der lokale Transport subventioniert, also Busse, U-Bahn und eben auch die Vorortzüge.

In Peking angekommen, müssen wir vom Nord- zum Westbahnhof. In der U-Bahn sieht man, dass Peking ne echte Großstadt ist. Klamotten von bäuerlich über konservativ bis ultramodern und ausgeflippt. Und alle gucken auf modernste Handys. Meist hängt noch ein Kabel zur Powerbank dran. Powerbanks kann man in China an jeder Straßenecke ausleihen und zurückgeben. 

Wir essen schnell noch was und gehen zum Bahnsteig. Heute geht es weiter nach Xi’an. Hab von Liegewagen über Nacht auf Hochgeschwindigkeitszug umgebucht. Statt zwölf Stunden nur noch viereinhalb.

 

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Xi'an  🇨🇳

Etappe V Ostasien

15.00 Uhr ist Abfahrt, 19.28 Uhr (auf die Sekunde) Ankunft in Xi’an. Dazwischen liegen gute 1.200km. Der Zug fährt wie auf nem Luftkissen, es ist nichts zu spüren, obwohl in der Spitze 349km/h erreicht werden. Die Beinfreiheit an den Sitzen in der zweiten Klasse ist super, Steckdosen gibt’s an jedem Platz, Essen und Getränke kann man von einem Wagen kaufen, der immer mal wieder am Platz vorbeikommt. So geht bequemes Reisen, das Ticket kostet allerding auch 80€ pro Person.

In Xi’an müssen wir von der U-Bahn-Station nur ein paar Meter bis zum Hotel laufen. Um’s Eck beginnt ein endloser abendlicher Food-Market. So richtig Hunger haben wir nicht, probieren aber hier was, lassen uns dort Pilze, Tofu und Tintenfisch auf den Grill legen und enden mit einer Reis-Bohnen-Dattel-Backpflaumen-Süßspeise. Ein super Start in Xi’an!

Morgens machen wir uns sofort auf den Weg zur Terrakotta-Armee. Wie immer mit den Öffentlichen (solange es sinnvoll geht). Hier heißt das zweimal U-Bahn und zum Schluss Bus. So können wir besser beobachten und es fällt uns auf, dass wir hier zum ersten Mal Paare sehen, die Vertrautheit und körperliche Nähe (Anlehnen, Anfassen) in der Öffentlichkeit leben.

Bei den Terrakotta-Kriegern stellen wir uns nach Tickets an (wir haben aus Peking gelernt) und bekommen auch ohne großen Stress welche. In den drei Ausstellungshallen ist dann die Hölle los. Menschen ohne Ende, chinesisches Gedrängel in allerfeinster Ausprägung. Man wundert sich, wie schnell man selbst zum Zwei-Zentner-Schieber wird… 

Die Krieger sind in ihrer Dimension einfach überwältigend. Es sollen um sechstausend sein, die da im Schutt lagen bzw. noch liegen. Unterschiedlich in Uniform, Haar, Gesicht, Schuhen, ihrer Aufgabe in der Armee usw. Quasi sechstausend lebensgroße (!) Einzelstücke, die getöpfert, gebrannt und bemalt wurden. Als Grabbeigabe. Und 100+ Pferde obendrauf. Unvorstellbar aus heutiger Sicht. Unvorstellbar auch die Arbeit der Archäologen. Mit Pinseln diese Unmengen an Scherben freilegen, dann ohne Bauplan aus den Scherben wieder Krieger und Pferde zusammensetzen und Farben rekonstruieren. Da werden mehrere Generationen an Archäologen ihr Lebenswerk gefunden haben.

Zurück in der Stadt klettern wir auf die Stadtmauer, auf der man Fahrradfahren kann. Alles schon vor mehreren hundert Jahren sehr groß und sehr breit angelegt. Und wieder überall die jungen Frauen, die in alten Kostümen vor historischen Orten oder roten Mauern für die Kamera posieren. Der Bummel führt uns dann zur Großen Moschee, die etwas eigenartig wirkt, da chinesische Architektur auf einen muslimischen Gebetsraum trifft. Kurz noch beim Bell- und Drum-Tower vorbei und wieder ins Getümmel des Straßen-Food-Marktes. Wir müssen unbedingt noch verschiedene Sachen probieren. Und wir finden eine vollautomatische Tee-Maschine. Scannen des QR-Codes, auswählen der Getränke, bezahlen per App. Und die Maschine fängt an sich zu bewegen und liefert am Ende zwei versiegelte Getränkebecher aus. Das ist die Zukunft in der Welt der Personalknappheit. 

 

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Straßenbummel in Xi'an  🇨🇳

Etappe V Ostasien

Zum Abend geht’s wieder auf den Straßenmarkt. Marta möchte gern Hotpot essen, eine Art Fondue. In kochende Brühe, die zum Teil mit Chiliöl/Gewürzen angereichert ist, werden Gemüse, Fleisch, Fisch usw. eingetaucht und dann mit nem Erdnussdip (gibt auch andere) gegessen. Es war echt schwer, einen Platz zu bekommen, weil der Hotpot irgendwie die Lieblingsvariante der chinesischen Abendesser zu sein scheint. Am Ende hat’s aber geklappt und war – entgegen meiner Erwartung – auch sehr gut. 

Zurück im Hotel habe ich dann noch ein bisschen nach vorn geschaut und leichte Panik bekommen, weil die koreanischen und japanischen Züge mit drei bis vier Tagen Vorlauf ausgebucht bzw. nicht buchbar waren. Eigentlich war der Plan, kurz vor der Fahrt zu entscheiden, welchen Zug wir nehmen. Also habe ich mich um den koreanischen Zug gekümmert – was mit App runterladen und nicht-koreanischen Zahlungssystemen mehr als zwei Stunden gedauert hat. Jetzt aber fertig ist. Bleibt Japan. 

Morgens haben wir wegen der vorangegangenen Nachtschicht etwas länger geschlafen und sind dann wieder einmal los, um uns durch die Stadt treiben zu lassen. Auch in Xi’an funktioniert die Metro-Bezahlung mittels Alipay-App. Lediglich die Stadt muss neu eingestellt werden und die Bedingungen des Metrobetreibers akzeptiert. Los geht’s. Und sind wieder Elektroinstallationen aufgefallen, die den deutschen Elektriker zum Weinen bringen, Mopeds mit Kälteschutz für den Fahrer/Mit-, modernste Gebäude neben abrissreifen Vierteln, ein mächtiger Prachtboulevard, auf dem kaum Leute unterwegs sind (heute ist Sonntag), ein Wasserfall in einem Konsumtempel und eingezäunte und bewachte Wohnviertel. Auch hier erfolgt also langsam die Trennung der Reichen vom Normalvolk. 

Wir laufen durch ein Viertel, das als kulturelles Denkmal ausgewiesen ist. De facto sind das alte Häuser mit Souvenirshops, so dass das gesamte Viertel ein einziger großer Bilder-/Pinsel-/Stempel-/Tineff-Markt ist. Vielleicht ist das ja die einzige Möglichkeit, solche Viertel zu erhalten. Wir Touristen haben so eine komische Sehnsucht nach dem Alten, Vergangenen, das in Wirklichkeit ein hartes Leben dargestellt hat. Na ja. Nachdem ich vor vielen Jahren meinen Hunger nach chinesischem Kleinkram ausreichend gestillt habe, beobachte ich mit einem Schmunzeln, wie Marta von diesem ganzen chinesischen Touristenkram in den Bann gezogen wird. Wunderschöne Kalligrafien, dazugehörige Pinsel, Tuschen, Stempel, Stempelfarben etc. Liegt bei uns alles schon im Keller – und noch mehr…

 

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Xi'an nach Guilin  🇨🇳

Etappe V Ostasien

Den letzten Abend haben wir nochmal auf dem Straßenmarkt verbracht. Marta wollte unbedingt bestimmte Nudeln probieren, ich gefüllten Pansen und glasierte Hähnchenschenkel. Gewollt, gemacht. Es kamen noch ein paar andere Kleinigkeiten dazu. Wir haben reichlich probiert, einiges hat nicht geschmeckt, vieles war gut. Für uns beide, die wir so gern Neues ausprobieren, war der Markt an allen drei Tagen eine Offenbarung. Aber es hilft nichts, wir verlassen jetzt Xi'an Richtung Guilin.

1.900km mit dem Schnellzug. Diesmal sind 10 h geplant. Es geht um 06.00 Uhr raus, der Zug fährt um 08.08 Uhr. Als wir den Bahnhof nach Pass- und Sicherheitskontrolle betreten, denke ich wieder nur „Man, ist das alles wieder groß.“ Eine riesige Halle mit Bahnsteigzugängen auf beiden Seiten. Wartebereiche in der Mitte und irgendwelche Massagesitze an den Seiten. Business- und VIP-Lounge für die besonderen Fahrgäste, einen eigenen Service- und Wartebereich für Militärpersonal. Und alle Informationen auf der Anzeigetafel nur in Chinesisch. Glücklicherweise haben die Züge Nummern. Zum Bahnsteig kommen wir wieder nur mit unserem Ausweis. Wer bei der Buchung einen Zahlendreher in der Passnummer hat, ist verloren. Im Zug gibt’s wieder viel Beinfreiheit, allerdings diesmal nur eine Steckdose für zwei bzw. drei Sitze. Die normale Fahrkarte kostet 100€ in der zweiten Klasse. 

Draußen fliegt das Land vorbei (heutige Spitzengeschwindigkeit knapp 300km/h) und wird immer grüner. Offenbar regnet es hier mehr und ist wärmer. Die Landschaft bleibt hügelig mit endlosen Tunnelkilometern. Im Tunnel gibt es auch in China meist keinen Mobilfunkempfang. 

Immer, wenn draußen die Tunnelwände die Aussicht verdecken, bleibt ein wenig Zeit, weitere Eindrücke aufzuschreiben. Bei den Stadtbummeleien ist uns aufgefallen, dass öffentliche Toiletten ziemlich reichlich vorhanden und vor allem auch gut ausgeschildert sind. Macht das Leben deutlich leichter. 

Die jungen Mädchen/Frauen, die wir mit ihren Cosplay-Kostümen oder auch nur einfachen Selfies vor roten Wänden oder historischen Sehenswürdigkeiten gesehen haben, haben häufig weiß abgedeckte Haut. Offenbar kommt hier ein altes Schönheitsideal zurück. Zudem fallen die vielen jungen Brillenträger auf. 

Und wenn ich über diese ganze Drängelei nachdenke, kann ich dem durchaus was Positives abgewinnen. So nervig es auch ist, dass beim Einsteigen in die U-Bahn echte Sprints stattfinden, um sich auf leere Plätze fallen zu lassen, so sehr bleibt doch ein kompetitiver Geist in der Gesellschaft vorhanden. Und schützt (vorerst) vor der in Deutschland eingezogenen Schläfrigkeit und der mangelnden Wettbewerbsbereitschaft in allen Bereichen des Lebens. Dynamische Gesellschaften sind deutlich besser zukunftsgerüstet.

Und noch eine letzte Beobachtung. Sowohl in Peking als auch Xi’an hab ich an den Sehenswürdigkeiten bestens gepflegte und intakte Buchsbaumhecken gesehen. Wenn ich da an meine leidenden Bäumchen denke, die vom chinesischen Buchsbaumzünsler jahrein jahraus traktiert werden…

Nach Hunderten Tunnelkilometern kommen wir bei 25°C in Guilin an. Steigen auf einen Regionalzug um. Auch hier alle Informationen nur in Chinesisch, aber mittlerweile kennen wir das Prozedere ja. Suchen unsere Zugnummer und versuchen all die anderen Zahlen, die da so stehen, in eine sinnvolle Ordnung zu bringen – Eingang (1-5), Bahnsteig, Wagennummer. Dann den Pass rausgeholt und zur Schlange mit dem Einlassbeamten. Für den normalen chinesischen Passagier öffnet der Personalausweis eine der diversen automatischen Schranken.

 

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Yangshuo (Guilin)  🇨🇳

Etappe V Ostasien

Der Vorortzug, der uns von einem der drei Bahnhöfe Guilins zu einem anderen bringen soll, fährt ebenfalls schlappe 250km/h. Nach 20 Minuten sind wir am Ziel. Nun wird’s spannend, wir wollen mit dem Bus weiter und können immer noch kein Chinesisch. Finden tatsächlich den Busstand und beim Ticketkauf bekommen wir wieder einmal nette Hilfe. Am Ende sind wir tatsächlich in Yangshuo. Das ist ein komplett auf Touristen eingestellter Ferienort für Chinesen. Nach der Wasserstadt ist dies der zweite Stop, um neben den Großstädten auch die Urlaubsorte Chinas kurz zu streifen. 

Guilin ist für die Karstformationen der Berge bekannt, unser Örtchen liegt mittendrin. Das etwas schwer zu findende Hotel entpuppt sich als sehr nette Herberge. Ich hatte noch umgebucht – Glück gehabt. Gut geschlafen und entspannt machen wir uns morgens auf den Weg zu einer Teeplantage. Leider konnten wir vorher nicht viel rausfinden. Es werden englischsprachige Touren für vergleichsweise viel Geld ab und bis Hotel angeboten. War uns zu teuer, also fahren wir auf eigene Faust mit didi (chinesisches Uber) und werden nett empfangen. Unsere Führung erfolgt auf Chinesisch, mit dem Handy als Übersetzer. Geht auch. Wir laufen durch die Plantage, lernen, dass die Teebäume jährlich geschnitten und 24 Jahre geerntet werden, ernten selbst etwas Tee und werden in die Produktion von grünem Tee eingeführt. Bei 200°C werden die frisch gepflückten Blätter in einer heißen Stahlschüssel mehrfach gewendet und bewegt, danach wird mit den Händen eine Kugel geformt, durch kreisende Bewegungen und Druck werden die Zellhüllen in den Blättern zerstört. Dann kommt der Tee nochmal für 40 Minuten in eine 110°C Trockenkammer. Das war’s. (Weißer Tee wird an der Luft getrocknet. Schwarzer erst an der Luft getrocknet, dann mechanisch bearbeitet, dann nochmal getrocknet.)

Während unsere Pflückung trocknet, bekommen wir Tee serviert. Erst weißen (Wasser 95°C), dann grünen, dann schwarzen (Wasser jeweils 80-85°C), zum Schluss Osmanthus – eine Mischung aus grünem und Teeblüten. Weißen Tee kann man bis zu 8x aufgießen, da sind dann auch höhere Preise vertretbar.

Wir essen vor Ort Mittag und wollen dann mit dem Taxi zurück in den Ort. Da gibt es dann gleich noch eine Lektion Marktwirtschaft bzw. Monopolanbieter gratis. Mit unserer App bekommen wir nicht ein einziges Taxi gerufen. Keiner will in die Pampa fahren. Dafür bietet die Teeplantage an, uns für den zweieinhalbfachen Preis der Hinfahrt ein Rück-Taxi zu organisieren. Da kann man dann einmal kurz zucken, nochmal einen ergebnislosen App-Versuch unternehmen – am Ende schlägt man ein. Vermutlich hat uns ein Neffe oder Schwager oder sonstwer ins Städtchen gefahren. Und doch lagen wir mit Führung, Essen, gekauftem Tee und Taxi in Summe beim Preis für eine Person mit englischer Führung und Transport ab/bis Hotel.

Für den Nachmittag hat Marta noch eine andere Attraktion gesucht, zu der wir ebenfalls mit dem Taxi müssen. Es geht mit der Seilbahn ziemlich hoch rauf auf einen der Karstberge. Herrliche Aussicht schon unterwegs aus der Gondel. Oben ist ein Rundkurs zwischen mehreren Bergen eingerichtet – dafür läuft man über eine Hängebrücke, klettert dann auf einen Gipfel und muss danach über eine Glasbodenbrücke. Freier Blick nach unten. Und wem das noch nicht gereicht hat, der kann nochmal über eine Glasbodenbrücke an der steilen Felswand ein Stück weiter. Man läuft auf diesen Dingern automatisch vorsichtiger. Als wir mit der Gondel unten wieder ankommen, kommt so ein leichter Nervenkitzel auf, ob es diesmal mit dem Taxi klappt. Es klappt. Offenbar warten direkt in der Umgebung immer ein paar Jungs, so dass wir innerhalb von zwei Minuten zu nem fairen Preis wegkommen…

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Touri-Tour in Yangshuo (Guilin)  🇨🇳

Etappe V Ostasien

Wie es sich für einen ordentlichen Urlaubsort gehört, steppt hier abends der Bär. Essen kann man an diversen Straßenständen, in Restaurants oder auf Food-Märkten. Souvenirs gibt’s rauf und runter, Klamotten, Schuhe und Tee sowieso. Interessanterweise aber auch Massagen, Fußmassagen/Pediküre, Ohr-Akupunktur, Fußpflege im Fischbecken. Und Schießstände mit Gummikugeln auf Luftballons oder Punkte.

In den Bars spielt überall Live-Musik. Die Musiker müssen teilweise vor einem oder zwei Gästen singen. Hartes Brot. So richtig nach Bar ist uns nicht, wir essen Streetfood. Ich hole mir einen gegrillten Bauchspeckstreifen, dem ich beim vierten Vorbeilaufen dann nicht mehr widerstehen konnte. 

Morgens machen wir uns auf den Weg, um einen Fahrradverleih zu finden. Wir wollen ein Ründchen am Fluss fahren und uns noch ein/zwei Attraktionen anschauen. Nur ist das mit dem Fahrrad nicht so einfach – meine Kenntnisse zum Touristenleben in Guilin stammen aus 2003. Mittlerweile ist nahezu alles auf Elektroroller umgestellt. Marta wollte ohnehin gern mit so nem Ding fahren, ich hatte ein wenig Sorgen ob unserer Ungeübtheit im chinesischen Verkehr. Na ja, jedenfalls leihen wir uns dann doch zwei Roller aus, bezahlen pro Roller ca. vier Euro Tagesmietgebühr und hinterlegen 30 Euro Kaution. Die Finanzen werden komplett per App geregelt, der Rest mit Zeichensprache. Auf beiden Seiten niemand, der die Sprache des Anderen versteht. Es braucht beidseitig schon etwas Vertrauen und guten Willen, damit solche Geschäfte zustandekommen.

Wir fahren erstmal ein paar hundert Meter eine ruhige Straße entlang und wollen uns mit dem Roller vertraut machen. Was bei den Basisfunktionen gelingt, bei anderem - zB losfahren nach dem Parken - erst viel später. Mutig geworden, stürzen wir uns ins Getümmel und stellen fest, dass trotz des teilweisen Chaos die Verkehrsteilnehmer doch aufeinander achten. Am Ende wird es eine coole Ausfahrt. Wir kommen bei Bambusflößen vorbei, auf denen es sich Touristen bequem machen, an mehreren Reisfeldern, die auch als Selfie-Hotspots beliebt sind, werden zu Schiffsfahrten angesprochen und sehen Eingänge zu irgendwelchen Höhlentouren und Werbung für Hubschrauberrundflüge. Touris werden hier nahtlos mehrere Tage am Stück beschäftigt und um ihr Geld gebracht. Es fällt auf, dass trotz des vielen Verkehrs keine Abgasglocke über der Stadt und den Straßen hängt. Elektromobilität zeigt diesbezüglich schon deutliche Wirkung.

Heute sehen wir auch eine Menge westlicher Touristen. Entweder als Reisegruppen oder auf Fahrrädern. Weiß der Teufel, wo sie die her haben, vermutlich sind sie in Hotels für westliche Gäste abgestiegen, die für diese spezielle Kundschaft noch Räder anbieten. Wir freuen uns über unsere Roller-Entscheidung, auch wenn wir kaum mehr als 20 oder 25km/h fahren. Als wir zurück im Städtchen sind, nutzen wir die Kleinmotorisierung und fahren schnell zum lokalen Obstmarkt. Kleine und große Maracuja gekauft, Kumquats, eine Mango. Gibt noch mehr exotische Sachen, selbst Bananen wachsen hier. (Abends kaufen wir noch eine Black-Tiger-Frucht [Kadsura coccinea].)

Danach geben wir den Roller zurück, kurze Inspektion und die Kaution wird anstandslos auf unser WeChat-App-Konto zurückgezahlt. Einziges Thema: das ist jetzt ein Guthaben, das wir aufbrauchen müssen. Aber wir haben ja noch ein paar Tage in China. Morgen geht’s mit den Zug nach Shanghai. Nochmal 1.500km Bahn.

Live-Musik-Video

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Yangshuo (Guilin) nach Shanghai  🇨🇳

Etappe V Ostasien

7.00 Uhr aufstehen, 8.00 Uhr durch die menschenleere Partymeile laufen und auf das Sammeltaxi warten, 9.30 Uhr sind wir wieder zurück in Guilin, der nächstgrößeren Stadt. Wir haben ein paar Stunden Zeit, bis wir zum Nord-Bahnhof müssen, von dem aus der Zug nach Shanghai fährt. Erstmal eine Gepäckaufbewahrung gesucht – unsere chinesischen Mitreisenden vom ersten Zug nach Ürümqi hatten uns schon gezeigt, wie’s geht. Klappt auch hier in einem normalen Allerwelts-Kiosk. 

Danach spulen wir unsere Routine ab – ein, zwei Sehenswürdigkeiten, unterwegs was essen. Hier gibt’s eine Pagode und einen „Elefanten“felsen als Besonderheiten. Naja. Interessanter sind da schon die im Park tanzenden älteren Damen. In jedem Fall brennt die Sonne unbarmherzig und ich verstehe zum ersten Mal, dass die aufgespannten Regenschirme auch bei Sonne echten Schutz bieten. Die Lufttemperatur ist durch den nahen Fluss und den Wind sehr angenehm und gut auszuhalten. 

Dann zurück zum Bahnhof. Für unseren Zug werden Wagen 1-8 angezeigt. Auf dem Bahnsteig kleben dann für drei unterschiedliche Zuglängen die jeweiligen Wagennummern – in unterschiedlichen Farben. Wir stellen uns an die 7 (bei 1-8). Passt. Der Zug hält punktgenau mit der Tür für den richtigen Wagen. Auf diese Weise hat man die Passagiere genau dort, wo sie hingehören und das Einsteigen geht trotz viel Gepäcks ziemlich schnell.

Das Umsteigen am Nord-Bahnhof klappt problemlos, wir machen’s uns in unserem etwas plüschigen Schlafwagen bequem und essen Papaya, Maracujas und Horngurke (sieht aus wie ne stachelige kleine Papaya). 

 

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Shanghai (im Regen) 🇨🇳

Etappe V Ostasien

Der Zug ruckelt durch die Nacht. Diesmal spüren wir etwas mehr, dass wir Bahnfahren. Schlafen trotzdem gut und werden kurz nach 7.00 durch Lautsprecherdurchsagen geweckt. Langsam aufstehen, einen Tee aufsetzen und schauen, wie das Wetter in Shanghai wird. Regen. Für heute durchgehend angesagt. Und eine Taifunwarnung gibt’s noch obendrauf. Na, mal schauen. Erstmal den Tee trinken.

Wie immer kommen wir pünktlich auf die Minute an. Steigen in die U-Bahn – AliPay stellt wieder auf Shanghai um, es funktioniert reibungslos – und laufen dann in den totalen Regen. Die paar Meter vom U-Bahn-Ausgang bis zum Hoteleingang (150m) reichen, um unsere Hosen zu durchnässen. Noch schwieriger ist es aber mit den Schuhen. Es fließt so viel Wasser über die Straßen, dass die Schuhe nicht nur durch den Regen sondern auch durch tiefe Pfützen (von oben) durchweichen. Wir gehen kurz aufs Zimmer und beratschlagen. Da wir nur anderthalb Tage in Shanghai haben, ziehen wir los. 

Kaufen als erstes einen billigen Regenschirm, der ein wenig Schutz gibt und fahren dann Bus zum französischen Viertel. Marta findet die Busrouten irgendwie per Handy. Das Viertel ist immer noch nett anzusehen, viel Regen erhöht allerdings nicht dessen Charme. Aber kleine Sandsäcke an einigen Türen signalisieren, dass man sich auf Schlimmeres einstellt bzw. erwartet hat. Wir fahren nochmal Bus – nach Xintiandi. Hier hat vor ziemlich genau 21 Jahren bei einer Flasche lauwarmen Champagners um 3.00 Uhr morgens Stratley seinen Anfang genommen, ohne dass wir selbst es schon wussten. Da es immer noch massiv regnet, bleiben wir nicht lange und entscheiden uns, schnell was zu essen. Diesmal endlich den Duckburger von Tastien. Wollte ich schon immer probieren, ist aber in den letzten Tagen untergegangen. Wir brauchen länger als gedacht, um eine Filiale zu finden, am Ende klappt es aber. Der Burger schmeckt, von der Ente merkt man ob der vielen Gewürze (dominant: Kreuzkümmel) aber nicht viel. 

Da unsere Füße mittlerweile bei jedem Schritt schmatzend in den nassen Schuhen stöhnen, fahren wir zurück ins Hotel. Und versuchen notdürftig, unsere Sachen zu trocknen. Die Schuhe bekommen eine Dauerheißluft aus dem Fön, die Hosen und Socken hängen unter der laufenden Klimaanlage. Bis zum Abend sind die Schuhe einigermaßen einsatzfähig, die Hosen ok und die Socken weiter komplett durchnässt. Wir entscheiden uns für ein kleines schnelles Abendessen ums Eck und ziehen die gerade gekauften Latex-Überzieher über die Schuhe. Die halten an diesem Abend, wir kommen trockenen Fußes wieder nach Hause und hoffen auf besseres Wetter.

 

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Shanghai (bei Sonne) 🇨🇳

Etappe V Ostasien

Wir ziehen den Vorhang auf – es ist leicht bedeckt bis sonnig bei angenehmen 22°C. Beste Voraussetzungen für unsere Tagestour. Zunächst schauen wir im Yu Garten vorbei. Eine wunderbare Anlage mit alten chinesischen Gebäuden, Steinkunst und viel Wasser. Egal ob in Europa, im Nahen oder im Fernen Osten – die Herrscher wussten, wie sie es sich schön machen konnten. Hier in Shanghai erleben wir dann auch wieder Touristen aus aller Welt, überall ist deutsch, russisch, französisch, spanisch/portugiesisch zu hören. Bei den anderen Sprachen bin ich nicht sattelfest, aber Inder waren in jedem Fall auch dabei.

Nach dem Garten geht’s zum Bund, der Promenade am Wasser aus kolonialen Zeiten. Da wir bisher in China noch nicht Fahrrad gefahren sind, holen wir das endlich nach. Die Gelegenheiten werden rarer. Mit unserer Alipay-App sind auch Fahrräder schnell freigeschaltet, so dass wir ein Stück durch Shanghai radeln können. Am Bund angekommen, erinnere ich mich an alte Zeiten. Marta war vier Monate alt, ich für drei Monate in Shanghai und wenn am Sonntag mal Luft blieb, bin ich einfach ans Wasser und hab mich dort hingesetzt. Es dauerte nie lange bis ich von chinesischen Gruppen angesprochen wurde, ob ich mit den Einzelnen mal ein Foto mit Pudong (Stadtteil auf der anderen Flussseite) im Hintergrund machen könne. Klar. Nach dem 25ten oder 30ten Foto hat es mir dann aber regelmäßig gereicht. Die Zeiten sind längst vorbei. Ausländer sind selbstverständlich und gehen im Strom der Menschen unter. 

Vom Bund laufen wir die Nanjing Einkaufsstraße runter. Menschenmassen überall, Samstagnachmittag halt. Wir schauen kurz bei Huawei rein – der Laden ist wie ein Apple-Store aufgemacht, nur dass gleich noch vier Autos drinstehen. Hab mir schonmal den SUV (AITO M7 Pro; Hybrid) angeschaut. Könnte ja irgendwann das nächste Auto werden. Sehr chic, allerdings ist die Ladekante ziemlich hoch, das könnte für die Jagd etwas problematisch werden… Wenn man aber auf die Antriebstechnik in nem Voll-Elektro-Auto schaut, wird irgendwie klar, dass Elektromobilität höchstens durch fehlende Ladepunkte aufgehalten werden kann. Aber niemals mehr gestoppt. 

Mittlerweile haben wir Hunger. Auf dem Weg zu einem empfohlenen Restaurant gucken wir noch bei Li-Ning rein, einer von zwei mittlerweile sehr großen chinesischen Sportmarken. Die haben echt coole Klamotten. Aber unser Platz im Rucksack ist begrenzt. Wir können nur gucken. 

Im Restaurant bestellen wir mehrere Kleinigkeiten und genießen es, mal wieder mit Zeit und Ruhe zu essen. Schmeckt alles, die Erdnuss-Portion ist allerdings etwas groß geraten. Mittlerweile ist die Sonne untergegangen. Wir wollen nochmal zurück zum Bund. Marta hat wieder eine Busverbindung rausgesucht – klappt alles bestens. Kurz vor sechs stehen wir in Menschenmassen und schauen rüber nach Pudong. Dort werden um 18.00 Uhr die „Lichter angeschaltet“. So’ne Großstadt am Wasser hat schon was. Es macht Spaß, sich einfach nur hinzusetzen, die Menschen zu beobachten und an einem leicht kühlen Herbstabend auf die beleuchtete Skyline der Stadt zu schauen. 

Pudong by night

 

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Von Shanghai nach Qingdao 🇨🇳

Etappe V Ostasien

7.00 Uhr aufstehen, 8.00 Uhr rüber zum Bahnhof laufen (haben das Hotel extra neben dem Bahnhof gewählt), ein milder, sonniger Sonntagmorgen. In den Bahnhof strömen schon reichlich Menschen. Unser Zug ist so rappelvoll, dass die Einsteigezeit knapp wird. Zum ersten Mal haben wir Verspätung – fünf Minuten bei der Abfahrt. Wir fahren nach Qingdao. Eine Hafenstadt, gute 1.000km entfernt, von der aus die Fähre nach Incheon in Südkorea abfahren soll. 

Hoffentlich bekommen wir Tickets, hoffentlich fährt die Fähre. Es war unmöglich, übers Internet irgendwas zu buchen. Wir sind darauf angewiesen, alles vor Ort zu regeln. Fühlt sich nicht so gut an. Hinzu kommt, dass für den Montag Windgeschwindigkeiten von 30-50km/h vorhergesagt sind. Das würde ganz ordentlich schaukeln, wenn denn gefahren wird. Und zu guter Letzt hat uns das Auswärtige Amt gerade eine mail geschickt (wir sind auf der ELEFAND-Liste für u.a. Südkorea registriert), dass ein neuer Atomwaffentest des Raketenmannes rund um die US-Wahlen denkbar ist. Es ist wie verhext – als Lea und ich 2017 auf Tour waren, wurde zwei Tage vor unserer Einreise nach Nordkorea der bisher letzte Test gezündet. Jetzt sind Marta und ich in der Region und das Ganze geht schon wieder los. Na, mal sehen, ob und wann wir nach Südkorea kommen…

Erstmal müssen wir aber nach Qingdao. Als wir ein Stück aus Shanghai raus sind, fangen die Reisfelder an und hören nicht mehr auf. Mal größere, meist kleinere. Die einen abgeerntet, auf den nächsten wird gerade geerntet, dann gibt es welche, auf denen steht schon wieder sattes Grün und welche, auf denen gerade gesät wird. Es ist alles zu sehen – der Sämann, der zu Fuß übers Feld läuft, Handkarren, Motorpflüge, hinter deren einem Schar der Bauer lenkt, festgefahrene Traktoren, kleine Mähdrescher für die Reisfelder. Weiter nördlich lösen dann langsam Maisfelder den Reis ab. Außerdem sehen wir viele Baustellen. Brücken, Straßen, Wohnhäuser, Lagerhallen. Viel Unfertiges, allerdings wird auch am Sonntag auf den meisten Baustellen gearbeitet.

Der Zug fährt in der Spitze wieder 250km/h. An den einzelnen Bahnhöfen ist heute die Hölle los. Macht es schwer, die Verspätung wieder rauszuholen. Am Ende haben wir knappe 10 Minuten Verspätung. Ist also noch n bisschen was dazu gekommen. Wir laufen zum Hotel. Auch hier habe ich auf Bahnhofsnähe geachtet, wir sind ja nur kurz auf der Durchreise. Einchecken läuft wie immer problemlos, jetzt zum Hafen. Der erste Taxifahrer setzt uns falsch ab, das steigert schon mal die Nervosität. Der zweite bringt uns dann zum richtigen Fährhafen. Aber wo kann man Tickets kaufen? 

Wir suchen und suchen. Fragen und fragen. Keiner weiß Bescheid. Dann finden wir jemanden, der uns per App sagt, dass er wüsste, mit welcher App man buchen könne, aber nicht, wo man die Tickets kaufen kann. Ich bedanke mich und sage ihm, dass ich keine chinesische Telefonnummer hätte und deshalb die Bucherei per App nicht klappen würde. Wir suchen weiter und finden endlich jemanden, der uns zeigt, wo wir die Tickets kaufen können. Allerdings erst morgen früh ab 09.30 Uhr. Immerhin. Aber bis dahin bleibt halt die Anspannung hoch.

Dann gehe ich nochmal zum App-Empfehler zurück und bitte ihn, mir die App zu zeigen. Gibt’s nicht im App-Store bei Apple. Letzter Versuch: WeChat. Er zeigt mir die App. Alles auf Chinesisch. Ich bedanke mich. Mühsam übersetzen wir per Handyfoto und Google-Übersetzer und per eingebauter WeChat-Übersetzung und schaffen es am Ende tatsächlich, unsere Tickets zu buchen. Die ganze Anspannung ist weg, jetzt kann ich mich doch noch auf die Stadt einlassen.

 

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Durchreise Qingdao 🇨🇳

Etappe V Ostasien

Mit neuer Entspanntheit fahren wir vom Fährterminal direkt in die Stadt. Marta hat mal wieder eine Straße mit einem (Essens)Straßenmarkt ausfindig gemacht. Diesmal nehmen wir das Taxi – für die U-Bahn bräuchten wir eine neue App, die wir aber nirgendwo finden. Wir schlendern an den Ständen vorbei und werden wieder deutlich häufiger mit großen Augen und verstecktem Kichern angeguckt als in Shanghai. Offenbar verirren sich nur wenige westliche Touristen hierher. Uns ist’s egal, wir probieren einen Seeigel, ein Brot, in das Durian (eine Stinkfrucht) eingebacken ist und zwei unbekannte Süßspeisen. Das ist kulinarisch doch schon mal ein schöner letzter Abend in China. 

Nun noch zum Strand, schließlich sind wir ja am Meer. Dafür nehmen wir aber wieder den Bus, mittlerweile hat Marta die Buslinien geprüft und festgestellt, dass Alipay zwar nicht für die Metro, aber trotzdem für den Bus funktioniert. Und während wir so fahren, kommt mir eine Beobachtung während der Taxifahrt in den Kopf. Da sind wir an einer Brauerei vorbeigefahren, mit vielen grünen Dosen auf dem Dach. Hier lese ich jetzt an nahezu jeder Ecke „Tsingtao“ und weiß natürlich, dass dies die bekannteste Biermarke in China ist (gibt’s manchmal in Deutschland auch). Und plötzlich macht es Klick – Qingdao ist in der deutschen Aussprache Tsingtao. Die deutschen Kolonialtruppen waren Ende des 19. Jahrhunderts hier, haben vermutlich mit dem Bierbrauen angefangen und auch im Straßenbild europäisch anmutende Häuser hinterlassen, die im Moment schon eigenartig weihnachtlich beleuchtet sind. Ist aber vielleicht das ganze Jahr über so...

Sofort machen die vielen Zapfhähne in der Stadt Sinn. Überall kann man sich sein Bier holen. Nicht nur das normale Tsingtao, sondern diverse andere Geschmacksrichtungen auch. Gibt’s alles frisch gezapft halbliterweise in kleinen Plastikflaschen. Nicht so richtig stilecht, aber für unseren Abend reicht‘s. Ich trink‘ mein erstes Halbes zügig aus, während Marta nahezu alkoholfreies „Kirschbier“ probiert. Wir bummeln die Seebrücke entlang und sind wieder einmal pünktlich zum Lichterspektakel am Strand. Auf dem Weg an die Spitze können wir noch Männer mit dicken Scheinwerfern vorm Kopf beobachten, die mit Keschern die eine oder andere Krabbe aus dem Meer holen.

Später lasse ich nochmal mein Bierfläschchen auffüllen, hole mir ein dunkles Brötchen (das aber süß schmeckt) und genieße beides, während ich diese Zeilen tippe.

 

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Abschied von China/Qingdao 🇨🇳

Etappe V Ostasien

Wir stehen etwas später auf, ich hab‘ gestern bis in die Nacht noch die Einreiseformulare für Südkorea (und Japan gleich mit) online fertig gemacht. Draußen sind 14°C, wegen des straffen Nordwests gefühlt 6°C, sagt meine Wetter-App und gleich noch, dass für meine Hautgesundheit ein herrlicher Tag sei. Hör mir auf. Für meine Hautgesundheit ist bei solchen Stürmen meine Dachssalbe am besten. Gestern hatten wir noch 23°C – wie schnell das manchmal geht…

Als wir das Hotel verlassen, denken wir noch „ach, gar nicht so schlimm der Wind“. Bis wir um die Ecke kommen. Die Überfahrt dürfte frisch werden und vermutlich auch ordentlich schaukeln. Wir laufen nochmal durchs Viertel ums Hotel. Überall Erinnerungen an die deutsche Kolonialzeit. Eine Kirche, die Häuser, aus den Lautsprechern auf der Straße plärrt klassische Musik. Und wir finden zum ersten Mal einen richtig großen Supermarkt in China. Kann natürlich daran liegen, dass wir eher in anderen Stadtvierteln unterwegs waren. Aber dieser Markt scheint die Zukunft für China zu sein. Nahezu alles, was wir an den vielen kleinen Straßenständen kaufen konnten, gibt’s hier. Zu erschwinglichen Preisen. Und eine Reihe westlicher Produkte noch dazu.

An einer Schule stehen zig gelbe Schulbusse hintereinander, auf dem Schulhof ist entweder gerade Pause oder Sport. Zu Musik wird Seilspringen geübt, entspannte Lehrer und entspannte Kinder. Nochmal runter zum Strand – da ist gerade Ebbe und wie überall auf der Welt werden nun Muscheln und Krabben gesucht. Die Seebrücke ist voll mit Menschen, die bummeln und zugucken. Offenbar sind doch reichlich Touristen hier. Wir hören auch ein paar Worte deutsch. Und während die Selfie-Jäger bis an die Wasserkante klettern, stehen drei Polizisten oder Heimatschutzleute mit Megafonen in der Nähe und rufen ständig Ermahnungen in die Seeluft. 

Da wir nun noch ein wenig Zeit haben, fahren wir nochmal in die Innenstadt und wollen mir eine neue Handy-Hülle besorgen. Wir nehmen die U-Bahn, kaufen Marta ein Ticket und testen, ob mein Restguthaben aus Peking funktioniert. Tut es. Damit kann ich auch dieses Konto fast komplett leer machen. In der Stadt kaufen wir die Handy-Hülle und füllen nochmal ein alkoholfreies Bier auf. Diesmal Blaubeere. Schmeckt wie die rote Brause aus DDR-Zeiten und hat mit Bier nix zu tun. Zu Mittag essen wir noch einen chinesischen Burger und holen uns was Süßes für danach. Wir fahren zum Hafen, holen uns unsere Bordkarte und warten aufs Einchecken.

Heute verlassen wir also China, von dem wir nach ca. 9.000 Bahnkilometern ein paar Ecken kennengelernt haben. Ein modernes Land, in dem Digitalisierung gelebte Realität ist, in dem wir uns sicher gefühlt haben, auf durchweg nette und hilfsbereite Menschen getroffen sind und in dem Busse, Bahn und Metro reibungslos funktionieren. 

Aber auch China wird in wenigen Jahrzehnten die Infrastruktur genauso erneuern müssen, wie heute Deutschland. Wie das Land das hinbekommt, bleibt abzuwarten. In einigen Unterführungen oder auch an Brücken sind erste Schäden schon zu sehen. Zudem führt die rasante Digitalisierung zu einem schnellen Ausmustern von zB Fahrkartenautomaten (U-Bahn), die nun nicht mehr gebraucht werden. Es bleibt spannend.

Bei uns wird die Gefahr des „gläsernen“ Bürgers immer als Drohszenario aufgezeigt. Da ist natürlich was dran. Zum Teil scheint mir das aber auch schlicht ein Argument der Veränderungsunwilligen. Wie selbst wir als Ausländer das Ineinandergreifen der Bezahlsysteme, Buchungen für Hotels/Züge/Flüge/Fähren/… erleben, ist faszinierend. Eine App auf dem Handy lädt mehr oder weniger automatisch all die Daten hoch, die für die täglichen Aktivitäten nötig sind. Und am Ende legt man nur noch seinen Personalausweis auf die Schranken zu U-Bahn, Fern- oder Nahverkehr, auch in Hotels oder bei gebuchten Ausflügen. 

Bei uns mag das nicht so systematisch automatisiert sein, aber in Hotels musste man sich bis vor kurzem auch mit Namen und Adresse anmelden, bei Flügen ist das ohnehin Pflicht und wer Bankkarten benutzt, ist auch komplett nachverfolgbar. Das Finanzamt kann ohnehin auf sämtliche private Konten schauen. Lächerlich wird die Diskussion, wenn man auf Datenschutz pocht und bei google, Apple, amazon usw. all seine Aktivitäten speichert. Insofern – etwas weniger Angst vor Missbrauch, dafür aber zügige Digitalisierung. Damit kann so viel erleichtert werden.

Bezüglich Elektromobilität bin ich nach den zwei Wochen China sicher, dass dies die Zukunft ist. Die Autos sind leiser, abgasfrei und technisch auch noch viel einfacher als Verbrenner. In den Städten ist die Luft deutlich besser, allein das ist ein Zugewinn an Lebensqualität. Dass es dafür einen Ausbau der Energieinfrastruktur braucht, ist sonnenklar. DAS müsste jetzt der Fokus in Europa sein.

 

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Incheon/Seoul  🇰🇷

Etappe V Ostasien

Nun sind wir schon so lange unterwegs und doch gibt es immer wieder Neues. Heute steigen wir zum ersten Mal aufs Schiff für eine größere Strecke. Im Hafen ist die Abfertigung ähnlich den Kontrollen am Zug. Tickets, Zoll, Pass. Alles unproblematisch und entspannt. Dann kommen wir zur Fähre. Das ist schon ein ordentlicher Kahn. Wir haben eine 2er Kabine. Die war (pro Person) nur unwesentlich teurer als ne 4er. (Die großen Schlafsäle wollte ich uns nicht zumuten.) Schnell die Klamotten aufs Zimmer gebracht und einmal durchs Schiff gestreift. Gibt nen Raucherraum, Kino, Kiosk, Restaurant, Café und Karaokeräume. Später werden wir erleben, dass es offenbar für die paar Passagiere nicht lohnt, bis auf den Kiosk und den Duty-Free-Laden irgendwas Anderes aufzumachen. Und auch m Kiosk kann ich mir kein Bier mehr kaufen, da, wegen fehlenden Mobilfunknetzes?, nur in bar bezahlt werden kann. Die chinesischen Yuan reichen gerade noch für Martas Coke zero. USDollar interessieren hier keinen. Kein Beinbruch, damit sind alle Geldreserven bis auf knapp zehn Yuan (etwas mehr als ein Euro) aufgebraucht. Perfekt.

Draußen an Deck zu stehen, ist schon ein cooles Gefühl. Dann hoffen wir mal auf ein weiteres Abflauen des Windes. Von 30-50km/h kommend, sind wir mittlerweile bei 25km/h. Soll besser werden. Wir legen bereits im Dunklen ab. Langsam verschwindet die Stadt hinter dem Schiff, zum Abschied gibt’s an der Küste noch ein choreografiertes Lichterspektakel entlang vieler Hochhäuser. 

Zurück in der Kabine schauen wir uns etwas genauer um. Das ist alles ordentlich in Schuss, aber reichlich alt. Das 110V-Bordnetz wird mühsam mit zwei Konvertern für Kühlschrank und Fernseher (!) auf 220V gebracht, die altertümliche „Entertainment“-Einheit hat Knöpfe für einen Fernseher, den es schon lange nicht mehr gibt. Dafür gibt es ein Radio – UKW und Mittelwelle. UKW bringt sowieso nix auf See, aber auch für MW scheint die Antenne längst abgebaut. 

Als wir ins Bett gehen, ist alles ruhig. Ein unterschwelliges Ruckeln sind wir von Tausenden Bahnkilometern mittlerweile ja gewohnt. Nur unsere Betten sind brutal hart. Schlafen wie auf nem Brett. Immerhin ist die Decke dick und kuschelig, so bleiben wir warm in einer kalten Kabine. Nachts gegen 1.30 Uhr wachen Marta und ich fast gleichzeitig auf. Das Schiff ächzt in seinen Fugen und folgt dem Auf und Ab der Wellen, dazwischen immer noch mal seitliche Bewegungen. Wir haben ganz ordentlich Seegang. Marta hatte die Reisetabletten vorsorglich rausgelegt, wir schlucken beide eine. Schlafen dann bis gegen 5.00 Uhr. Dasselbe Spiel nochmal. 7.30 Uhr chinesischer, 8.30 Uhr koreanischer Zeit wachen wir gut erholt auf. Mobilfunknetz ist wieder da und wir sehen Windgeschwindigkeiten um 40km/h im Wetterbericht. Das ist nicht dramatisch, aber ordentlich. Die Sonne scheint, Land ist in Sicht, der Tag beginnt.

Gegen 12.00 Uhr ist die Fähre vertäut, fürs Anlegen muss der Kapitän sein Handwerk schon verstehen. Da wir uns strategisch platziert haben, kommen wir mit dem ersten Bus von der Fähre zum Terminal. Fast alle anderen Mitreisenden sind mit einem oder mehreren Koffern unterwegs, was deren Geschwindigkeit deutlich verlangsamt. Deshalb sind wir ganz vorn und ganz schnell durch die Quarantäne-Inspektion, den Zoll und bei der Passkontrolle. Und kommen als erste im öffentlichen Teil des Hafengebäudes von Incheon an. So schnell ging’s noch nie. Wir finden ein Taxi, das uns zur nächsten U-Bahn-Station bringt. Können mit Kreditkarte bezahlen. In der U-Bahn dann das unangenehme Erwachen. Der Automat nimmt alles Mögliche, nur keine Kreditkarten. Eine junge Frau wird auf uns aufmerksam und bietet uns an, uns zum nächsten Geldautomaten zu bringen. Der steht ca. 300m weiter in einem kleinen Kiosk hinter Pappen, die der Besitzer dort abgestellt hat. Hätten wir nie allein gefunden. Wir bedanken uns, holen unser Geld und können U-Bahn fahren. Vom Hafen Incheon bis Seoul ist das alles ziemlich einfach, dauert dann aber doch knapp zwei Stunden.

Das Hostel ist ein Self-check-in ohne Personal. Wir haben per mail den Code sowohl für die Haus- als auch die Zimmertür bekommen. Klappt alles reibungslos. Wir gehen aufs (spartanische) Zimmer, legen unsere Sachen ab und wollen schnell was essen gehen.

 

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Incheon/Seoul  🇰🇷

Etappe V Ostasien

Wir laufen durch Seoul und denken „Eigentlich haben sich nur die Schriftzeichen verändert“. Der Charakter unseres Viertels ist genauso wie in den chinesischen Städten. Viele, viele kleine Händlergeschäfte. Sehr viele kleine Restaurants. Straßenstände mit Essen. Da wir heute noch nicht wirklich was gegessen haben, zieht’s uns zu einem Markt. Wir probieren Reiskuchen in scharfer Soße, koreanisches Sushi und Reiswurst. Kann man alles gut essen. Hinterher dann noch zwei leckere süße Sachen. Der Hunger ist gestillt, wir sind zufrieden und haben noch ein wenig Zeit. 

Bummeln weiter und kommen an mehreren Apotheken vorbei. Endlich kann ich mir ein ordentliches Mittel gegen den Fußpilz chinesischer Provenienz holen. Habe ich mir vermutlich an unserem Abend an der Mauer im öffentlichen Bad eingefangen. Und ihn dann bei gut schwitzenden Füßen und (in Shanghai) durchnässten Schuhen weiter kultiviert. Allerdings arbeite ich nun auch schon ein paar Tage mit dem Desinfektionsspray dagegen an. Mal schauen, ob’s dauerhaft weniger wird. Auf jeden Fall hat die Übersetzungsapp wieder großartig geholfen. Auf dem Weg nach Hause kommt dann noch eine Meldung aufs Handy, dass ein 82jähriger gesucht wird, inklusive genauer Personenbeschreibung (auf koreanisch). Dabei habe ich nur einen Datentarif gebucht, ohne SMS/Telefon. Offenbar werden alle in den betroffenen Funkzellen eingebuchten Handys mit solchen Infos versorgt. 

Im Hostel machen wir einen Wäschebeutel fertig. Wird allerhöchste Zeit. Hier können wir für weniger als einen Euro pro Kilo waschen lassen. Drücken wir mal die Daumen, dass nicht zu heiß gewaschen wird.

Um 10.00 Uhr kommt die Wäsche fertig aufs Zimmer. Kostet zwei Euro. Kann man nicht meckern. Wir ziehen unsere frischen Sachen an und pilgern los. In einen ehemaligen Herrscherpalast. Der ist im Prinzip so angelegt wie die chinesischen Anlagen (Verbotene Stadt) auch, sieht ähnlich aus und wird von Hanbok-Kostümierten (traditionelle Tracht) bevölkert. Am Eingang sehen wir dann ein Schild, dass der Eintritt für Kostümierte frei ist. Die Ausleihe kostet aber x-mal so viel. Jedenfalls sehen die Europäer ziemlich albern in diesen Klamotten aus. Aber vielleicht bin ich einfach zu alt für sowas oder zu norddeutsch. Beim Spaziergang durchs Gelände lernen wir, dass die Japaner im Laufe der Jahrhunderte dort mehrmals brandschatzend unterwegs waren und im letzten Jahrhundert auf dem Gelände ein Verwaltungsgebäude errichtet haben. Letzteres ist wieder weg und seit 1990 wird schrittweise an der Wiederherstellung der alten Häuser gearbeitet.

Für uns sind das interessante Informationen. Die Schüler, die hier gerade Geschichtsunterricht bekommen, langweilen sich zum Teil genauso wie die unsrigen an historischen Stätten. Statt zuzuhören wird gequatscht, gerauft oder das Handy bearbeitet. 

Wir verlassen den Palast und kommen in ein Wohnviertel, das als traditionelles Viertel erhalten ist. Überall Schilder, dass zwischen 17.00 Uhr und 10.00 Uhr Touristenverbot herrscht und man bitte leise sein möge. Schwierig, wenn unendliche Menschenmassen Selfies vor den Haustüren machen…

Danach geht’s in die Metro. Wir sehen Schränke mit Gasmasken und andere Notfallvorräte. Offenbar ist die Brandvorsorge hier deutlich umfangreicher organisiert oder die Kriegsgefahr mit Nordkorea spielt eine Rolle. (Die U-Bahn-Stationen sind gleichzeitig als Schutzräume ausgewiesen.) Wir setzen uns in die U-Bahn, fahren ein Stück raus und kommen ins Villenviertel. Botschaften und Häuser der Reichen wechseln sich ab. Von dort oben entdecken wir auch eine Moschee, später dann mehrere Kirchen und herbstliche Wälder in der Mittagssonne am Rande Seouls.

Der Nachmittag ist für Shopping reserviert. Marta hat sich ein paar Ecken rausgesucht, an denen sie nach Klamotten und Kosmetik gucken will. Zunächst laufen wir gemeinsam, irgendwann trennen sich aber unsere Wege. Wir verabreden uns zum Abendessen auf dem Straßenmarkt um die Ecke. Während Marta shoppt, schaue ich mir die aktuelle Männer-/Jungsmode an. Da sind schon ein paar coole Sachen dabei. Schwanke ein wenig hin und her – aber für manches bin ich dann doch schlicht zu alt. Laufe noch ein bisschen weiter und stelle fest, dass alte Viertel und glitzernde Hochhäuser ziemlich abrupt ineinander übergehen. Auch das erinnert an die chinesischen Großstädte. Allerdings erinnern die Schlangen an den Bushaltestellen (oder an besonderen Essensständen) eher an britische Traditionen - da windet sich eine Warteschlange schon mal hin und her, um den vorhandenen Platz besser zu nutzen und die Ordnung zu erhalten. 

Später essen wir wieder gemeinsam leckeres Streetfood und lassen uns dann durch die Straßen nach Hause treiben.

 

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Seoul  🇰🇷

Etappe V Ostasien

Wir wachen wieder an einem klaren kalten Morgen auf. 4°C. Langsam werden wir uns wohl an den Winter gewöhnen müssen. Marta hat für heute als Erstes einen Marsch rund um einen See rausgesucht. Dafür fahren wir ein ganzes Stück U-Bahn und kommen am Lotte-World-Tower an. Wenn man an dem Hochhaus hochguckt, wird einem schwindelig. 555m hoch. Der See liegt direkt davor, rundrum ist eine Jogging-Runde angelegt. Im Moment sind die Bäume herbstlich bunt, ein ganz schöner Anblick. Im See gibt es noch einen Vergnügungspark, der schon morgens gut besucht ist. Achterbahn, Riesenschaukel mit Dreheffekt, Falltürme – alles dabei, nix für uns. Neben den Joggern und den eher älteren Walkern frühstücken Kindergartenkinder am See, für die Erwachsenen gibt’s ein Alpenfeeling mit Edelweiß-Bräu. 

Wir machen uns auf den Weg zum Gangnam-Style-„Denkmal“. Abhaken des Pflichtprogramms. Spannender finde ich die Ampeln, die mit einem Leuchtstreifen im Boden verbunden sind. Von dort sind es noch ein paar Meter bis zu einem buddhistischen Tempel. Auch den schauen wir an und legen im Fotoalbum ab. Zurück kommen wir wieder an einem kleinen Markt vorbei und finden endlich echte „Corn-dogs“. Das sind Hotdogs, die mit Käse umhüllt und dann frittiert werden. Wahlweise gibt’s zusätzlich Kartoffel-/Brot-Würfel außenrum, noch mehr Käse, Knoblauchsoße oder oder oder. Die vegetarische Variante hat in der Mitte statt Würstchen auch noch Käse. Sehr lecker. 

Zurück geht’s per U-Bahn. Da wir nicht viel fahren wollten, haben wir uns für den Kauf von Einzelfahrscheinen entschieden. Vor jeder Fahrt gibt man am Automaten (Englisch) die Zielstation ein, dann wird der Fahrpreis genannt und die Karte ausgegeben. Nachdem wir am Ziel durch die Schranke sind, müssen wir jedes Mal die Karten zurückgeben und bekommen unser Pfandgeld zurück. Komisches System. 

Im Hostel gehen wir nochmal aufs Klo – dabei fällt mir ein Schild auf, dass das Klopapier bitteschön runtergespült gehört. Nachdem wir wochenlang aufs Gegenteil trainiert wurden (in den Eimer neben dem Klo), löst das doch ein wenig Schmunzeln aus. Wir schnappen unsere Rucksäcke und fahren zum Bahnhof. Erste und einzige Fahrt mit Korail nach Busan. Quer durchs ganze Land. 420km in zweieinhalb Stunden.

Am Bahnhof ist alles wieder wie in Deutschland. Man kommt hin, geht zum Bahnsteig und steigt ein. Niemand kontrolliert etwas, bevor man im Zug ist. In den meisten anderen Ländern wurde zumindest das Gepäck gescannt, meist aber auch das Ticket verlangt, bevor man überhaupt in den Bahnhof kam. Auffällig ist einzig die Lounge für südkoreanisches und amerikanisches Militär. Der Zug ist ordentlich, aber älter. Keine Steckdosen am Platz, dafür gutes kostenfreies WLAN und in der Armlehne so alte Flugzeugkopfhörerlösungen mit zwei Buchsen. Wir fahren zügig durchs Land, sehen ein paar kleinere Städte, Dörfer, herbstliche Wälder, abgeerntete Felder, manchmal Heuballen in Folie. Langsam wird es dunkel, wir bereiten uns auf die paar Stunden in Busan vor. Der Zug kommt mit ein paar Minuten Verspätung an.

Vom Bahnhof zum Hostel geht es mit der U-Bahn. Funktioniert genauso wie in Seoul, ist nur nen Tacken teurer. Sachen aufs Zimmer, noch was zu essen gesucht. Heute haben wir ein bisschen Pech, weil die Straßen, durch die wir laufen, schon im Nachtmodus sind. Wir essen schnell etwas von einer Garküche, die auch kurz vorm Zumachen ist. Später finden wir dann doch noch ne Ecke, wo man etwas üppiger und besser hätte essen können. 

 

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Busan  🇰🇷

Etappe V Ostasien

Heute sind die Temperaturen wieder ein wenig höher, wir machen uns auf den Weg zum Fischmarkt. Unendliche Stände mit Fischen, Muscheln, Krabben und allerlei Anderem, was im Meer wächst und das Meer jetzt hergegeben hat. Vieles habe ich noch nie gesehen. Nach den reinen Fischständen kommen die „Restaurants“, kleine Parzellen mit kleiner Küche und ein paar Tischen. Dort kann man sich den gerade gekauften Fisch fertig machen lassen. Oder man kauft ihn gleich im Restaurant. Die Preise scheinen mir aber auf touristische Kundschaft ausgelegt. 

Danach geht’s in den Bus und raus zu nem schönen Sandstrand. Wir laufen ein wenig den Strand entlang, später einen ausgewiesenen/ausgebauten Küstenweg. Wird ein bisschen mühsam, da hügelig. Zurück in der Stadt suchen wir nach einem bestimmten koreanischen Essen, das Marta noch probieren wollte. Da wir nicht sofort was finden, droht die Suche länger zu werden. Das nutze ich für nen Friseurbesuch. Wird wieder Zeit. Diesmal kostet’s 13 Euro, dafür war aber Waschen und Kopfmassage mit dabei. Man wundert sich, was man beim Haareschneiden alles so anders machen kann. Diesmal hatte ich ein paar Haarklemmen drin (lila) als die Seiten gemacht wurden. Und die Schere kann man offenbar auch auf zig Arten halten beim Schneiden…

Als die Friseuse fertig ist, hat Marta auch ihr Essen gefunden. Wir laufen dorthin, finden auf dem Weg aber einen anderen kleinen Laden, der das auch anbietet. Wieder einmal gut ausgesucht und leckeres Essen. Danach trödeln wir noch ein wenig und holen uns Reis-Pfannekuchen mit (eingebackenem und geschmolzenem) Zimtzucker und Sonnenblumenkernen. Feine Sache.

Zum Hafen fahren wir mit der U-Bahn. Im Navi wird ein kurzer Fußweg angezeigt, am Ende sind’s knapp zwanzig Minuten. Mit Rucksack gefühlt viel länger. Die Tickets sind schnell geholt. Und dann hab ich noch eine andere offene Rechnung. Ich hatte ursprünglich eine Fähre gebucht, die storniert wurde. Den Fährpreis hab ich schon längst zurück. Aber es gibt zusätzlich eine Entschädigung, die man allerdings nicht auf die Kreditkarte bekommen konnte. Muss man im Hafen persönlich abholen. Der Schalter hat tatsächlich auf und ich bekomme nach Vorlage von Pässen und mail anstandslos zwei Umschläge mit je 100.000 koreanischen Won. Das sind ca. 133 Euro. Damit fahren wir praktisch für knapp 40 Euro in ner Zweier-Kabine. Allerdings einen Tag früher als geplant. Passt trotzdem .

Und schon ist Südkorea wieder vorbei. Busan ist eine nette Stadt, in der es sich sicher gut leben lässt. Allerdings waren sowohl in Seoul als auch Busan sehr viele Alte zu sehen. Zum Teil gebrechlich. Kann an der Wahl unserer Verkehrsmittel liegen (Bus/U-Bahn), dass wir so viele sehen. Muss aber nicht. Koreas Geburtenrate ist ja ein Alptraum. 

Ansonsten: Südkorea funktioniert im Nah- und Fernverkehr. Die fehlende Kreditkartenzahlmöglichkeit in der U-Bahn oder zum Teil fehlende NFC-Chips für die Zahlung mit Handy erinnern mich ein wenig an Deutschland. Vor zwei, drei Jahrzehnten modern ausgebaut, sind die damaligen Systeme langsam nicht mehr zeitgemäß. Der Ersatz findet schrittweise statt und wird wohl ein paar Jahre dauern. Immerhin läuft der Prozess (seit ich mich im Sommer über Südkorea informiert habe, wurden zB für die U-Bahn neue Ein-/Mehrtagespässe eingeführt). Allerdings hat uns etwas irritiert, dass es im öffentlichen Raum nahezu keine Mülleimer gibt und dass es in beiden Herbergen keine Bettwäsche gab. Diese war auch nicht zu leihen. Wir konnten nicht rausfinden, ob das Südkorea-typisch ist oder dem Charakter unserer Unterkünfte geschuldet, sprich der Knausrigkeit des Autors.

 

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Von Busan nach Hakata/Fukuoka  🇯🇵

Etappe V Ostasien

Wir kommen einigermaßen schnell aufs Schiff, weil wir bei Zoll/Passkontrolle gesehen haben, wie die Japaner sich organisieren. Stellen einfach ihre Koffer am zu öffnenden Schalter/Gate/… ab. Der nächste stellt seinen dahinter und so entsteht eine Kofferschlange, die später zur Schlange der Kofferbesitzer wird. Beim ersten Mal gesehen, beim zweiten Mal stehen unsere Rucksäcke schon relativ weit vorn. Allerdings sind sie so schwer, dass sie erstmal die Rollkoffer davor ein Stück zusammenschieben…

Das Schiff ist modern, einen Tacken kleiner als das letzte. Wir bekommen unseren Kabinenschlüssel und schauen uns um. Im Restaurant kauft man sich Marken für das einfache, koreanische oder japanische Lunchmenü und holt sich dann das Tablett an der Ausgabe ab. Da diesmal reichlich Leute an Bord gehen, ist im Restaurant auch Betrieb. Außerdem gibt’s wieder Duty Free, Karaoke-, Spielautomaten- und Raucherräume, Automaten für Bier, alkoholfreie Getränke, Eis, Nudelsuppen, Snacks. (Beim Bier zeigen mehrere Lampen zügig an, dass diese Fächer bereits leer sind.) Und – nach Männern und Frauen getrennt – kleine Gemeinschaftsbäder mit größeren Becken zum Entspannen. Die Klos haben bereits, nachträglich installiert, beheizte Brille und Bidet-Funktion. Neben den 2er Kabinen gibt’s auch Vierer und Fünfer, allerdings muss man die zusammen buchen. Ansonsten wird in größeren Schlafräumen geschlafen.

Fürs Ablegen brauchen wir keinen Schlepper, Seitenstrahlruder schieben die Fähre langsam vom Kai. Der Lotse ist an Bord, wir fahren 30 Minuten später als geplant los, und kommen locker ne Stunde vor der Zeit an. Offenbar ist bei wenig Seegang die Fahrzeit deutlich kürzer. Der Lotse hat am Hafenausgang das Schiff verlassen, uns mit dem Lotsenboot aber noch ne ganze Strecke parallel begleitet. In Fukuoka legen wir wieder mittels der diversen Ruder an. 

Runter vom Schiff (Rucksäcke standen wieder vorn in der Schlange 😉), durch Passkontrolle und Zoll und schon sind wir wieder draußen. Schnell und unproblematisch. Marta hat den passenden Bus schon rausgesucht, wir gehen zur Haltestelle und kommen fünf Minuten später weg. Bezahlt wird mittels ÖPNV-Karte für ganz Japan, die wir uns schon in Deutschland aufs Handy gespielt hatten. Wenn das so läuft, ist das einfach wunderbar. Im Hostel können wir das Zimmer noch nicht bekommen – wir stellen unser Gepäck ab und laufen in die Stadt. Dort hat noch alles zu, also versuchen wir’s mit dem Fischmarkt. Der ist deutlich kleiner als der in Fukuoka und der Fang von heute Morgen ist auch schon fast verkauft, aber rund um den Markt gibt es heute ein paar Stände. 

Bei der längsten Schlange, die sich mehrmals windet, gucke ich, was es gibt. Eier. Ganz schlicht Hühnereier. Im Internet finde ich, dass dies landesweit bekannte Eier von Hühnern eines besonderen Biobauernhofs am Meer sind. Na dann, lasst Euch die Eier schmecken. Ich halte mich an Schnecken – vier Stück für gut drei Euro und hole mir noch zwei Austern, ebenfalls für gut drei Euro. Muss für die Austern länger anstehen und lerne dabei, dass es einen Schilderhalter gibt, der das Ende der Schlange anzeigt.  An einem Stand wird gezeigt, wie man aus einem großen Fisch schöne Stücken für die Sushi-Zubereitung schneidet. Sobald die Stücken fertig sind, fängt der Moderator an, mit der Menge Schnick-Schnack-Schnuck zu spielen. So lange, bis nur noch ein Arm oben ist, der gegen ihn gewinnt. Derjenige bekommt dann das Stück geschenkt. Die Stimmung ist super, es spielen viele Leute mit.

In der Stadt sehen wir dann noch eine andere lange Schlange. Vor nem Modegeschäft (Supreme). Marta checkt das schnell ab und findet raus, dass heute dort Stücke aus einer besonderen neuen Kollektion verkauft werden. Nix für sie, da die Dinger extrem teuer sind und die Supreme-Mode bei uns schon durch.

Weiter geht’s mit dem Bus erst zu Resten einer alten Burg (nebenan in einem Stadion wird American Football gespielt) und dann zu einem wunderschönen japanischen Garten, der 1984 nach alten Regeln angelegt wurde. Bem Versuch, AliPay zu nutzen, stellen wir fest, dass wir wieder außerhalb Chinas sind und für uns nix mehr geht. Das war in Südkorea auch so, allerdings hatten die Chinesen dort ja noch die Möglichkeit, Mietwagen und Taxi zu buchen. Wir streifen durch Wohnviertel und kommen zum Strand. Auch hier schöner Sandstrand. In der Nähe gibt’s noch den Fukuoka-Tower. Damit hat sich die Sehenswürdigkeiten-Liste fast erschöpft, der Rest ist rund ums Hostel. Wir fahren mit dem Bus zurück, unsere ÖPNV-Karte funktioniert super. Im Bus sehen wir aber, dass man auch noch mit Bargeld bezahlen kann – und damit es passend ist, gibt’s gleich noch nen Geldwechselautomaten dazu. Und das in jedem Bus. Witzigerweise kleben kleine Plakate in der Nähe, die darauf hinweisen, dass neue Geldscheine nicht genommen würden…

Zurück im Hostel gehen wir aufs spartanische, aber teure Zimmer und duschen erstmal.

Ausschiffen Lotse

 

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Hakata und Umgebung  🇯🇵

Etappe V Ostasien

Gestern Abend waren wir noch ein paar Kleinigkeiten essen. Alles sehr lecker, alles sehr kleine Portionen, jede für sich nicht teuer, am Ende ist die Rechnung aber doch größer als gedacht. Egal. Wir haben ja etwas Essensgeld bekommen. 

Heute Morgen dann entspanntes Aufstehen. Haben gestern überlegt, was wir machen wollen und uns für einen japanischen „Familienausflug“ entschieden. Es geht zu Fuß zum Hafen, an einer Ampel hält ein Bus mit Lautsprechern auf dem Dach, aus denen marschähnliche Musik schallt. Das ist ja wie im Osten oder in Nordkorea. Keine Ahnung, für was oder wen der Bus unterwegs ist. Im Hafen nehmen wir eine Fähre zu einer Landzunge gegenüber, auf der ein großer Naturpark angelegt ist. Der Weg dorthin verläuft vom Hafen durch eine Kleinstadt. Wirkt alles ein bisschen amerikanisch – die Häuser, die Elektroleitungen, das Hafengebäude. An einem Sonntag mögen in der Großstadt die Geschäfte auf haben, hier ist tote Hose. Wir finden immerhin einen kleinen Bäcker und holen uns gefüllte Brötchen. Schoko ist lecker, Pudding ok, ein drittes kaum zu identifizieren und nicht so doll. Getränke kann man hier in Japan übrigens an jeder Ecke aus Automaten ziehen. An der Tankstelle sehen wir, wie ein Rollerfahrer nach dem Tanken einen Messbecher und ein Ölfläschchen rausholt und Öl in den Tank kippt. Dann knattert er auf dem hellblau/rostigen Ding an uns vorbei.

Am Park müssen wir Eintritt bezahlen – unsere letzten Yen, da beim eigentlich geplanten Tausch heute Morgen am Hafen der Schalter geschlossen hatte. Im Park wollen wir gern Fahrräder ausleihen, Kreditkarte wird nicht genommen, Geld ist alle. Glücklicherweise funktioniert unsere ÖPNV-Karte und wir bekommen zwei Räder, also ein Rad für Marta und eine (selbst ausgesuchte) Möhre für mich. Hab nur auf die Sattelhöhe geguckt… Zuckeln durch den Park, in dem es viele Kinderspielplätze und später auch Grillplätze, Selfie-Spots, eine Robbenshow, Hotel usw. gibt. Unterwegs kommen wir an einen langen Sandstrand – der darf aber nicht betreten werden. Genauso wie alles andere links und rechts vom Weg. Naturschutz, aber auch Wildschweingefahr. 

Es fängt leider an zu regnen, wir radeln etwas zügiger und an vielen Eltern mit Kindern vorbei. Die Fähre bringt uns wieder zurück, unser nächster Stop ist der Bahnhof. Wir müssen die gekauften und reservierten Tickets noch abholen. Das funktioniert an nem Automaten (Englisch) komplett reibungslos. Die für den Kauf genutzte Kreditkarte in den Automaten, dazu den beim Kauf festgelegten vierstelligen Code. Fertig. Wir holen uns noch ein paar Kleinigkeiten zu essen und laufen durch den Regen zum Hostel. Dort werden an der Tür die Schuhe ausgezogen – in Südkorea, Kasachstan und Usbekistan war das im Übrigen auch so. Ich gehe in die Küche, mache mir einen Tee und beim Blick auf die Herdplatten denke ich, dass der japanische Ingenieur sich aber auch ganz ordentlich austobt.

Kurze Pause, dann schon wieder essen. Es regnet immer noch und mit zunehmender Intensität. Eigentlich wollten wir noch Streetfood probieren. Aber um diese Jahreszeit gibt es nur noch wenige Stände und die Japaner stellen sich selbst im Regen an und warten, bis Plätze frei werden. Nee, darauf haben wir keine Lust. Wir schauen bei uns in der Nähe und nehmen das erste Lokal mit freien Plätzen. Das Essen ist eigentlich immer lecker. Heute vor allem der gebratene Knoblauch.

 

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Hiroshima  🇯🇵

Etappe V Ostasien

Der Regen hat aufgehört. Heute geht’s weiter nach Hiroshima, 250km in exakt einer Stunde Zugfahrt. Am Bahnhof laufen wir aus Unkenntnis erstmal zu den falschen Zügen und müssen aus diesem Bahnhofsteil in einen anderen. Das ist ein kleines Problem. Am Ende stempelt eine leicht entnervte Bahnkontrolleurin unsere Tickets und lässt uns durch. Wir holen uns noch schnell einen Kaffee/Tee. Die leeren Becher loszuwerden ist nicht so einfach. Genau wie in Südkorea gibt es nahezu keine öffentlichen Mülleimer. Wir haben immerhin schon rausgefunden, dass man in Supermärkten die Sachen sortiert loswerden kann. Auf den ersten Blick scheint es widersinnig, dass im öffentlichen Raum nahezu überall Einweg-Verpackungen für Essen und Trinken genutzt werden, es aber keine Mülleimer gibt. Denkt man mal drüber nach, könnte es ein Weg sein, Mehrweg-Verpackungen populärer zu machen. Wenn man die Verpackung sowieso mit nach Hause nehmen muss, könnte man auch gleich Mehrweg nutzen…

Der Shinkansen rast durch die Tunnel und die ziemlich hügelige Landschaft. Innen ähnelt alles einem Flugzeug, selbst die Fensterform. Wir haben Sitze für großes Gepäck (an der Tür, Platz zwischen Tür und erster Sitzreihe) gebucht, allerdings hätten unsere Rucksäcke schon noch in die Ablagen über den Sitzen gepasst. Aber wer kann das aus der Ferne schon beurteilen. Die Züge sind offenbar schon etwas älter – es gibt nur eine Steckdose pro 2er/3er-Sitz. Allerdings alles bestens gewartet und sauber. Bei den Klos gibt es Unisex-Toiletten, separate Urinale und separate Waschbecken (in Südkorea übrigens getrennte Männer/Frauen-Toiletten auch im Zug). UND die Klobrille ist wieder beheizt, man kann Bidet oder nur leichte Dusche haben, mit Wunschtemperatur. Unvorstellbar außerhalb Japans. (Dass unsere Unterkünfte in Japan keinen derartigen Klo-Luxus anbieten, zeigt, an welchem Ende der Unterkunftsskala wir uns bewegen…)

Noch etwas Anderes ist uns aufgefallen. Es gibt ziemlich viele freie WLANs überall. Das war in Südkorea insbesondere entlang der U-Bahn, in Bussen und bei Sehenswürdigkeiten auch schon so. Japan hat’s noch eine Nummer komfortabler gemacht – wir installieren eine App, die sich automatisch mit verfügbaren freien WLANs verbindet. Genau das Richtige für uns, da sich unsere Datenguthaben langsam dem Ende nähern. 

In Hiroshima ist T-Shirt-Wetter. 23°C und Sonne. Wir fahren Straßenbahn, stellen das Gepäck im Hostel ab und laufen zur Hiroshima-Gedenkstätte. Im Museum sehr eindringliche Bilder. Irgendwie vergessen die Menschen viel zu schnell, was Kriege so anrichten. Danach gehen wir was essen. Bleiben dieses Mal in einem Nudelrestaurant hängen. Wie fast immer – lecker. Auf dem Weg zum nächsten Ziel finden wir auch noch eine kleine Bäckerei und gönnen uns ne süße Kleinigkeit. Dann sind wir wieder in einem alten japanischen Garten. Den nehmen wir mit, an der Burg laufen wir nur vorbei. Der Garten wurde ursprünglich vor 500 Jahren angelegt und nach der Atombombe restauriert. Das waren schon kleine Kunstwerke für den damaligen Adel. Kleine Teiche, fließendes Wasser, Brücken, jede Menge kunstvoll arrangierte Steine und dieser typisch japanische Baumschnitt. Bänke überall, hier auch noch ein (medizinischer) Kräutergarten und ein Bambushain. Zudem sind einige Bäume in einfache Strohmatten gehüllt, die mit Strohseilen zusammengebunden werden. Ob das schon Wintervorbereitung ist, wissen wir nicht. Es hat aber Stil und sieht gut aus.

Zurück im Hostel checken wir in einen japanischen Raum mit Tatami (Fußbodenmatte) und Futon (eine Art Matratze) ein. Und machen die Wäsche. 

Zum Abend geht’s nochmal in die Stadt. Eine Spezialität essen. Auf vier Etagen sind in einem Haus viele kleine Küchen untergebracht, um die herum immer ca. zehn Leute sitzen. Auf den Metallflächen vor den Gästen wird gekocht – in diesem Fall eine Art Omelett mit Nudel-, Frühlingszwiebel-, Schinkenspeck- und grünem-Salat-Füllung. Obendrauf dann diverse Extras nach Wunsch. Rappelvoll die Hütte, 60-70% Touristen. Wir bekommen mit viel Glück zwei Plätze und schauen begeistert beim Kochen zu. Das Essen ist dann schnell erledigt. Ach, lecker, so frisch zubereitete Sachen. 

 

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Von Hiroshima nach Okayama  🇯🇵

Etappe V Ostasien

Es bleibt ein halber Tag Hiroshima. Wir drehen eine Runde in die andere Richtung. Viele Wohnhäuser – mal als Einfamilien Häuschen, meist große Blocks. Dazwischen kleine Handwerksbetriebe und Werkstätten. Auch eine Feuerwehr und eine kleine Yakult-Abfüllung (?) Auf dem einen Yakult-Parkplatz steht gerade ein Mammographie-Mobil, auf dem anderen eine firmeneigene Moped-Flotte. Direkt daneben finden wir Automaten für die diversen Yakult-Produkte. Müssen wir natürlich probieren. Und dann sehen wir immer wieder diese kleinen kistenförmigen Autos. Erfreuen sich hier großer Beliebtheit – warum die es nicht in die deutschen Großstädte geschafft haben, ist unerklärlich. 

Und dann muss ich nochmal in die Stadt, da mir gestern bei der Wäsche/Trocknung einer meiner beiden Pullover zerlöchert wurde. Glücklicherweise kennt Marta sich aus und wir gehen zu UNIQLO. Für 18 Euro gibt’s nen reinen Wollpullover, Steuer geht danach noch runter. Nehme noch Unterwäsche dazu und eine Hose aus dem Sale. Die Frau an der Kasse stellt einfach den Korb auf den Tisch und der Gesamtpreis wird angezeigt. Ich bin begeistert und höre von meiner Tochter, dass das nix Neues sei und ich hinter dem Mond leben würde. Auf jeden Fall findet man selbst in Ankleidekabinen spannende Dinge. Zum einen sind die Schuhe vor der Kabine auszuziehen und wenn ich den Vorhang aufmache, stehen sie wie von Zauberhand so, dass ich sofort reinschlüpfen kann. Zum anderen erklärt in der Kabine ein Schild, dass man Dinge nur über den Kopf zieht, wenn man sich vorher ein Tuch übers Gesicht legt. Wegen der Schminke. So’n Tuch habe ich nicht bekommen – nehme an, die Damen haben richtigerweise erkannt, dass mein Gesicht heute mal komplett ungefettet und ungeschminkt war. Und wenn man dann die Kabine verlassen hat, wird mit ner großen Fusselrolle der gesamte Fußboden abgerollert. Macht natürlich Sinn – falls mit Fußpilz Infizierte ihre Socken ausziehen und die Hautschuppen dort abwerfen. Meiner scheint übrigens erledigt. 

Es geht zurück ins Hostel, wir holen unsere Sachen. Beim letzten Gang aufs Klo muss ich dann doch die geniale Kontruktion fotografieren. Bevor das Wasser in den Spülkasten läuft, wird es über einen kleinen Hahn mit Auffangbecken geleitet, so dass man sich direkt die Hände waschen kann. Braucht man eigentlich nicht, da die gesamte Reinigung von der Klobrille erledigt wird. Ist trotzdem genial überlegt. 

Beim Zugfahren gibt’s nix Neues. Wir passen diesmal allerdings auf, den richtigen Eingang zu nehmen. Klappt alles. Danach holen wir uns jeder ne „Bento“-Box. Das sind de facto Fresspakete für Bahnfahrer. Nur dass in Japan eben nicht SO viel auf einmal gegessen wird. Ich habe eine Box mit Hühnchen und Reis. Marta eine bunte Mischung ohne Fleisch. Jeder findet seine ganz lecker. Nach ner halben Stunde kommen wir in Okayama an. 

Fahren wieder Straßenbahn und wundern uns, dass offenbar ein Partywagen im Linienverkehr eingesetzt wird. Wir bringen die Sachen zum Hotel – diesmal gibt’s wieder ordentliche Betten und einen Stuhl im Zimmer. Dann bleibt noch Zeit für einen Spaziergang zu den Sehenswürdigkeiten. Japanischer Garten und Burg. Überall dasselbe. Den Garten schauen wir uns an – er ist wieder sehr schön und noch größer als die beiden letzten. Die Burg schenken wir uns erneut. Auf dem Weg entdecken wir eine kleine Mochi-Manufaktur. Martas Augen leuchten, denn all die bisherigen Mochis (kleine gefüllte Reismehl-Kugeln) waren nix. 

Vor dem Abendbrot muss ich noch Geld abheben, denn auch in Japan ist Bargeld immer noch weitaus häufiger die einzige Zahlungsmöglichkeit als man so glaubt. Danach gibt’s Ramen. Für mich mit ordentlich fettem Schweinefleisch, für Marta ohne Fleisch. Kann man auch gut essen.

 

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Von Okayama nach Tokio  🇯🇵

Etappe V Ostasien

Gestern Abend habe ich noch ein paar Buchungsarbeiten für unser nächstes Ziel fertig gemacht. Dadurch war ich erst gegen 23.30 Uhr im Bett. Kaum ist das Licht aus, vibriert Martas Telefon ohne zu stoppen. Komische Nummer aus Deutschland – ich gehe ran. War das eine HR-Verantwortliche von einem der Unternehmen, bei denen sie sich um ein Praktikum beworben hat. Da der ursprüngliche Praktikumsplatz zurückgezogen wurde, müssen Termine und Telefonate jetzt von hier gemacht werden. Alles nicht so einfach. Lea hat rausgefunden, dass wir über WLAN-Calls auch unter unserer deutschen Handynummer erreichbar sind, aber eben immer nur, wenn wir in nem WLAN sind. Das war gestern Nacht ganz offensichtlich der Fall. Jedenfalls hab ich kurz mit der Frau gesprochen – sie wird heute von Marta zurückgerufen. Bei acht Stunden Zeitverschiebung ist das immer etwas komplizierter. Zumal wir heute Abend auch wieder schlafwagend unterwegs sind.

Heute Morgen nutzen wir unser Bad ausgiebig, die nächsten Nächte könnten etwas dürftiger werden. Danach geht’s mit der Vorortbahn in ein kleines Städtchen. Unterwegs können wir wieder ein wenig in den japanischen Alltag schauen – kleine Häuser oder Wohnungen, viele Kanäle in den Dörfern und überall sauber und geduldige Warteschlangen. Unser Ziel ist der Geburtsort und das jetzige Zentrum der japanischen Jeans. Ein großer Stadtteil wurde im alten Zustand erhalten bzw. wieder entsprechend restauriert. In den Häusern nahezu ausschließlich Geschäfte, Cafés, Kunstangebote. Das haben wir in China auch schon so gesehen. Touristen-Business als Erhaltungstreiber für denkmalzuschützende Gebäude/Stadtteile. 

Und wenn die Sonne scheint, man entspannt und guter Dinge ist, dann schaut man eben auch mal in die Geschäfte. Prompt hat es uns erwischt. Von Marta hatte ich vorher gelernt, dass japanische Jeans die höchste Qualität haben – weil sie im Prinzip Handarbeit sind und auf alten Webstühlen hergestellt werden. Da man als Kunde ohnehin immer mehr die Geschichte als das Produkt kauft und mir diese Geschichte gut gefallen hat, war es nicht mehr weit bis zum Kauf. Das hat allerdings auch damit zu tun, dass es sowohl in Bauchweite als auch Länge was für mich gab. Der Laden, in dem wir waren, hat alle Hosen auf 36er Länge produziert. Bei Schnitt und Muster hat’s ne Zeit gedauert, aber da Marta auch hin-und-her-probiert hat, alles fein. Martas Jeans wurde dann gleich noch gekürzt, auf dem Weg zurück nach Okayama hatten wir beide neue Hosen an.

Schnell was gegessen und zurück zum Hotel. Für den Nachmittag stehen bei Marta ein Terminvereinbarungstelefonat und ein Vorstellungsgespräch an. Hoffen wir, dass das WLAN funktioniert und alles klappt. Als alles durch ist (hat gut geklappt), sucht Marta ein Lokal fürs Abendbrot. Wir laufen durch dunkle Gassen tief in ein Wohnviertel und enden in so’nem richtig lokalen Laden, in dem acht Männer bei Fisch und Bier sitzen und schon rote Köpfe haben. 

Die Speisekarte können wir nur mit googles Übersetzer teilentschlüsseln – wissen am Ende aber immerhin, was wir bestellen (ist nicht immer so). Einfaches Essen zum kleinen Preis, ganz frisch zubereitet. Super. Während wir da so sitzen, kommen weitere einzelne Männer und bestellen sich was Kleines zu essen. Wo sind die Frauen? Gibt’s keine zu diesen Männern? Insgesamt stellt sich ohnehin die Frage, wie so viele kleine Restaurants existieren können. Vielleicht wird wenig zu Hause gekocht (wenig Platz?) Dieselbe Frage haben wir uns übrigens schon in China gestellt. 

Später geht es dann mit der Straßenbahn zum Bahnhof. Beim Aussteigen laufe ich wieder mit voller Wucht gegen die Haltestange für stehende Fahrgäste. Entweder diese Stelle an meinem Kopf verknöchert vollkommen oder wird weich. Wie oft ich schon gegen Türrahmen, Haltestangen oder Treppenhausdecken gelaufen bin… Besonders gut ist das nachts, wenn ich aufs Gemeinschaftsklo über den Flur will, extra kein Licht anmache, um nicht vollends wach zu werden und dann abrupt in die Knie gehe, weil der Schmerz von vorn oben kommt. 

Wir fahren über Nacht nach Tokyo. Bin gespannt auf den einzigen Schlafwagenzug, den es hier in Japan noch gibt. Wieviel Zeit ich in Summe in diese Tickets gesteckt habe, weiß ich nicht mehr. Freue mich aber auf die Fahrt. 

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Im Sunrise Seto nach Tokio  🚇

Etappe V Ostasien

Der Zug ist lässig, aber die ultimative Platzverschwendung. Wir sind in einem Wagen mit Einzelabteilen. Da passen genau 20 Leute in einen ganzen Wagen (Ober- und Unterdeck, eine Zweier-, der Rest Einzelkabinen). Dazu zwei Toiletten und zwei Waschbecken. Weiter vorn gibt’s – in anderen Wagen – noch ne Dusche und einen Sitzbereich plus Getränkeautomat. Die Kabinen haben Steckdose, eine Türverriegelung per Code, mehrere Lichtvarianten. Und so gut wie keinen Platz für Gepäck. Bloß gut, dass wir mit Rucksack und nicht mit Großkoffern reisen. Außerdem gibt's noch Wagen mit "Schlafsaal". Da liegt man dann wie in ner Kartoffelkiste, durch ein 10cm hohes Bett vom Nachbarn getrennt.

Es ist 23:00 Uhr. Ankunft in Tokio ist für 7:08 Uhr avisiert. Dann mal „Gute Nacht“.

Die Nacht war ok. Für mich aber zu kalt. Musste mir meine Jacke und Jeans überziehen. Ne halbe Stunde vor Tokio weckt uns eine Durchsage. Wir rollen in das erwachende Tokio, die Sonne scheint.

Ansicht Kabine

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Tokio, fotografiert  🇯🇵

Etappe V Ostasien

7.30 Uhr, wir sind schon in der U-Bahn. Klappt wieder alles super mit der ÖPNV-Karte im Handy. Draufhalten, durchgehen. Das erste, was auffällt – es quellen im morgendlichen Berufsverkehr viele schwarze Anzüge aus der U-Bahn. Lange nicht mehr gesehen. In der U-Bahn schlafen dann viele Pendler, zum Teil fallen die Köpfe dem Nachbarn in den Nacken. Wir fahren direkt zum Hostel. Heute Nacht wird‘s etwas rustikaler. Da wir uns einen nobleren Zug gegönnt haben, gibt’s diesmal ein „Kapsel“-Hotel (das immer noch deutlich mehr als die Übernachtung in Okayama kostet). Marta im Frauenschlafsaal, ich bei den Herren. Abends jeder für sich in seinem Männer-/Frauen-„Lounge“-Bereich. Die Nacht dann in einer Kapsel, bei der man vorn den Vorhang zuzieht und damit seinen eigenen kleinen Bereich bekommt. Um einen rum knapp dreißig andere Kapseln mit nur nem Vorhang als Tür/Fenster. Aber die Duschen sind super. Wir bekommen ein Paket mit Handtüchern, Fußmatte für die Dusche, Zahnbürste, Schlafanzug. Der Rucksack/die Klamotten kommen in einen Spind. Alles ganz schön eng und knapp und trocknen kann man nix. 

So, nun raus in die Stadt. Als Erstes zu nem Markt. Der macht mittags dicht. Da sind mehr Touris als Einheimische, entsprechend die Preise. Und an einzelnen Ständen bilden sich lange Schlangen, obwohl es an den Nebenständen exakt das gleiche gibt. Offenbar eine Folge von TikTok-Empfehlungen oder so was. Die Leute wollen dann GENAU an diesem Stand essen und stehen dafür lange an. Vielleicht bekomme ich die Unterschiede aber auch einfach nicht mit. In jedem Fall sind uns diese geduldigen Schlangen schon häufig begegnet. 

Marta zeigt mir ganze Wasabi-Rettiche. Noch nie vorher gesehen. Üppige Preise.

Beim Bummeln durch die Stadt stellen wir fest, dass wir zwar ein paar Fotos machen können, aber im Prinzip die landestypischen Sachen (oder was wir dafür halten) schon ein paar Mal gesehen haben. So suchen wir dann das eine oder andere schöne Bild, die eine oder andere Besonderheit. Deshalb stelle ich mich an eine der Schlangen an, in der nur Japaner stehen. Und kaufe mir wieder zwei Mochis (gefüllte Reismehlbällchen). Wenn die Einheimischen die mögen, ist DAS vielleicht landestypisch. Beim Essen sind wir mittlerweile einigermaßen firm und ordern ein „set lunch“ – genauso wie die vielen Büroangestellten in der Mittagspause, die um uns rumsitzen. Wenn man einmal weiß, wie’s funktioniert, ist das einfach.

Danach geht’s hoch auf eine Aussichtsplattform für einen Rundblick über Tokio. Wieder am Boden, wundern wir uns über die vollen Raucherräume an Straßenecken und auch über die vielen Briefkästen. Es war seit Rumänien wirklich schwer, sowohl Briefmarken als auch Postkarten zu bekommen und Briefkästen zu finden. Zudem haben die Marken, wenn man sie einmal hatte, nicht geklebt. Brauchte immer nen Klebestift. Wahrscheinlich schreibt niemand mehr Postkarten. 

Möglicherweise kann man an solchen Kleinigkeiten erkennen, wo ein Land auf der Entwicklungskurve steht. Japan, Südkorea und Deutschland scheinen auf einem Niveau zu sein. Die Technologien der Vergangenheit sind perfektioniert und jetzt halten wir daran fest und sind zu träge/unfähig, den nächsten Sprung zu machen. Die Briefmarken kleben super, aber Bargeld braucht man immer noch an allen Ecken und Enden. Andere Länder kümmern sich nicht mehr um Briefmarken, sondern stellen Computer in die Städte, mit denen man seine Behördenangelegenheiten regelt (statt Einschreiben mit Rückschein zu senden).

In der U-Bahn habe ich dann aber noch was Witziges an den Halteschlaufen gesehen. Chemische Formeln mit der Frage, um welche Reaktion es sich handele. Eine Stellenanzeige für Jobs als Chemieingenieur. Ob’s klappt, weiß ich nicht. In jedem Fall mal ein anderer Weg.

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Tokio, gebummelt  🇯🇵

Etappe V Ostasien

Nach dem Aufstehen gehen wir erstmal einen Kaffee trinken, weil es noch regnet. Wir haben beide gut geschlafen, auch wenn man damit leben muss, dass neben/über einem ab ca. 5.30 Uhr immer mal ein Wecker klingelt. Ansonsten halten aber alle einigermaßen Ruhe und das Bett war komfortabel. Nach dem Kaffee packen wir unseren Kram und bringen ihn zum neuen Hostel. Diesmal Zweierzimmer, japanischer Stil. Also kein Tisch, kein Stuhl, nur Platz für zwei Matratzen auf dem Boden. Dafür ordentlich Platz im Bad und Klobrille mit allem Zipp und Zapp (Dusche, Musik, Fön).

Weiter geht’s in ein historisches Viertel. Das ist wieder voll mit Touristen. Wir sammeln ein paar Fotos fürs Album und schauen, was es so Spannendes gibt. Probieren nochmal Melonenbrot (nach der Form bezeichnet). Frisch aus dem Ofen ist das was Anderes als abgepackt im Supermarkt. Zwei Ecken weiter gibt’s gegrillten Aal auf Reis mit Teriyaki-Sauce – auch fein. Und dann lassen wir uns wieder durchs Viertel treiben. Bis zu einem Sushi-Laden, in dem wir Sushi vom Rondell essen und eine Reservierung für heute Abend aufgeben wollen. Tja, so einfach ist das nicht. Wir brauchen eine App, müssen uns registrieren und können dann reservieren. Frühestens ab morgen.

Marta flucht und versucht, an die App zu kommen. Klappt nicht. Nach vielen Umwegen und Mühen (Webseiten durch Safari übersetzen lassen, KNORR ins Japanische übersetzen und eintippen) hat sie tatsächlich eine Reservierung für morgen Abend hinbekommen. Mal schauen, das kann super werden. Auf dem Rückweg zum Hostel (heute ist um 16.00 Uhr wieder ein Bewerbungsgespräch - siehe "Von Okayama nach Tokio") wollen wir – aus Erfahrung klug geworden – bei einem „Fluffy pancake“- Laden für morgen reservieren. Das geht dort aber nicht, man kann nur über einen QR-Code sein Interesse anmelden und bekommt dann die Info, wann es heute denn was würde. Na, schauen wir mal morgen früh, was geht.

Ansonsten nicht viel Neues in Tokio. Verhangener Himmel, Shopping-Malls – egal, wo wir aus der U-Bahn steigen –, auffällig gut geputzte Schuhe bei den Anzugträgern und deutlich mehr Verbrenner-Abgase als in China. Insbesondere bei den Motorollern nervt das – die gab's in China schon vor sieben Jahren kaum noch.

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Tokio, gegessen  🇯🇵

Etappe V Ostasien

Gestern Abend haben wir ums Eck gegessen. Bei einem älteren Japaner, bei dem sogar die Zahlen noch in für uns nicht lesbaren Zeichen auf der Karte standen. Google Übersetzer hat uns geholfen, allerdings wussten wir nicht so ganz genau, was wir bestellen. Geschmeckt hat’s allemal und die Nudeln, deretwegen wir dort waren, können wir nun auch von der Wunschliste streichen. Auf dem Rückweg sehen wir auf einer breiten Straße, dass es keine grüne Welle, sondern eine grüne Parallelschaltung für die Ampeln gibt. Das entschleunigt ungemein, nervt aber gerade beim Busfahren gewaltig.

Am nächsten Morgen ist dann dieselbe Straße autofreie Zone; wir beginnen dort unseren Shopping-Tag. Vor allem freuen wir uns auf ein spätes Frühstück mit fluffy pancakes. Der Laden macht um 10.00 Uhr auf – als wir vom Hostel per App die Wartezeit checken, werden 120 Minuten angezeigt. Ok, wir melden uns an und laufen langsam in die Richtung. Es liegen Klamottenläden am Weg. Nach ner Stunde stehen immer noch 110 Minuten auf der Uhr, ein paar Minuten später 70, kurz darauf 30, dann 20, und schon kommt die Mail, dass wir kommen können. Von da an hat man genau 10 Minuten Zeit. Wir erhöhen die Schrittfrequenz und schaffen es. Bekommen sofort unseren Tisch und bestellen fette Eierkuchen mit Sahne, Schokolade, sahnigem Frischkäse und noch mehr ungesundem Zeug. Die Zubereitung dauert ein wenig, aber die Dinger sind ziemlich lecker.

Danach geht’s dann doch zum Shopping, unter anderem in einen Klamottenladen mit zwölf Etagen. Ich brauch nix und hab vor allem keinen Platz im Rucksack. Meine diesbezügliche Disziplin hat ohnehin schon gelitten. Im Anschluss gehen wir bei Brillen vorbei. Laut Martas TikTok-Göttern sind die in Japan günstig. Und in der Tat gibt es gute Angebote. Ab 35 Euro die fertige Brille. Na, da muss ich doch auch mal gucken, meine ist mittlerweile knapp zehn Jahre alt. Mir gefällt ein Gestell für gute 80 Euro, ich lasse die Augen vermessen und bekomme normale Gläser (keine Polarisierung, keine Extrahärtung – wenn man sieben Tage Zeit hat, ginge auch das). Der Preis bleibt, die Mehrwertsteuer geht runter, am Ende bin ich 77 Euro leichter, hab aber ne neue Brille. Nicht ganz – Abholung in einer Stunde. 

Die wollen wir nicht warten und fahren ein ganzes Stück raus in ein Viertel mit Second-Hand-Läden. Von der U-Bahn zum Ziel laufen wir an diversen Hipster-Läden vorbei, kurz vorm Viertel veranstaltet die lokale Vorortbahn ein Kinderfest. Wollen offenbar früh anfangen, die Kinder für einen Job zu interessieren. Martas und meine Wege trennen sich – ich finde einzelne Klamotten dort auch lässig, aber die Sucherei macht mir keinen Spaß und Platz hab ich sowieso nicht mehr. Anderthalb Stunden später treffen wir uns wieder, Marta mit nem coolen Sweatshirt im Beutel und ich weiß, wo wir endlich mal Sake probieren können. Gibt im Viertel ein paar Stände mit fischigem Essen und der Möglichkeit, diverse Sakes zu probieren. Wir nehmen die 5x30ml-Variante für sechs Euro und lassen uns was aussuchen. Zwei schmecken ganz gut, einer ist interessant und zwei sind nix. Essen wollen wir nix – es steht ja noch Sushi auf dem Plan und langsam sollten wir uns auf den Weg machen. 

Als wir in der U-Bahn sitzen, merken wir beide den Sake. Kann man wie Wein trinken, wirkt aber wie Likör. Wir kommen ne Viertelstunde vor der Zeit beim Sushi-Laden an und wollen uns mit dem QR-Code aus der Mail anmelden. Geht nicht. Auch nicht beim zweiten oder dritten Mal. Also nachgefragt. Tja, falsche Adresse. Es gibt einen zweiten Laden derselben Kette nicht weit weg. Wir los, langsam wird die Zeit knapp. Bei google was gefunden, wieder die Schrittfrequenz erhöht. Aber Marta kommt das nicht geheuer vor. Sie checkt nochmal mit einer japanischen Webseite – und richtig, wir müssen woanders hin. Wir erhöhen erneut die Schrittfrequenz und sind Punkt 17.30 Uhr dort. Doch die Anmeldung klappt wieder nicht. Wieder gefragt, kurze Einweisung und sofort an den Tisch geleitet. Wir legen die Sachen ab, atmen tief durch, gehen kurz aufs Klo und fangen an zu bestellen. Teller um Teller. Man wählt am iPad aus, bestellt und ein paar Minuten später werden die frisch zubereiteten Sushis/Nigiris/Suppen/… per Förderband zum Tisch gebracht. Cooles Erlebnis.

Wir verbringen eine Stunde zwischen bestellen, staunen und essen und machen uns auf den Weg nach Hause. Genaugenommen wollte nur ich ins Hostel – Marta erinnert mich an die Brille. Verdammt, vergessen. Und so fahren wir zum Brillenladen, scannen an der Abholstation den QR-Code von der Rechnung und schon hab ich ne neue Brille. Aber noch weniger Platz in meiner Umhängetasche. Es wird platzmäßig kritisch und die anfangs vorhandene hohe Widerstandskraft gegen Einkäufe schwindet zusehends...

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Tokio, entspannt & gestärkt 🇯🇵

Etappe V Ostasien

Wir wollen am frühen Nachmittag vom Bahnhof Shinjuku nach Hakone fahren. Dort gehen am Tag (!) 3,6 Millionen Passagiere durch. Damit ist das der meistfrequentierte Bahnhof der Welt. Und so fühlt er sich auch an. Sehr viele Menschen, sehr viele Eingänge, dauernd die Gefahr, sich zu verlaufen. Da wir im Hostel ausgecheckt haben, bringen wir unser Gepäck schon mal hin. Freie Schließfächer sind HIER Mangelware, an normalen U-Bahn-Stationen war immer was frei. 

Und dann drehen wir noch eine Runde um den Bahnhof. Dabei fällt uns eine Anti-Covid-Demo auf. Vielleicht 50 Leute, aber auch hier sind dann ca. 10 Polizisten die Begleitung. Es läuft so vieles gleich auf der Welt. Genauso wie die Aufkleber am U-Bahn-Bahnsteig für „Women only“ in pink. Haben wir nahezu identisch schon im Iran gesehen. Dort bewerten wir es als Unterdrückung der Frau, hier als Vorreiter beim Schutz der Frau. Schon verrückt.

Dann geht’s zum „Romance-Express“. Schräger Name für einen Zug, der vorn und hinten „Beobachtungssitze“ hat, dh man sitzt dort, wo eigentlich der Zugführer hingehört. Von dort soll/kann man während der Fahrt den Mount Fuji besser sehen als im Rest des Zuges. Ich hab’s geschafft, für Hin- und Rückfahrt zwei der jeweils ca. 30 Sitze zu buchen. 

In Hakone checken wir schnell im Hostel ein und machen uns auf den Weg zum eigentlichen Ziel – einem Onsen. Das ist ein öffentliches Bad, das um eine heiße Quelle gebaut wurde. Unseres soll eines der schönsten in ganz Japan sein. Männer und Frauen baden getrennt, komplett nackt. Wir haben beide ein Abkühlbecken und sechs heiße. Ein insgesamt wunderschön angelegtes Bad mit den typisch japanischen Steinstrukturen*. Wir kommen am späten Nachmittag an und können den Blick in die herbstlichen Bäume direkt über den Becken noch genießen. Später wird es dunkel und die gesamte Anlage ist knapp, aber phantastisch beleuchtet. Einfach nur im warmen Becken zu sitzen und die Ästhetik von Holz, Stein, Licht und dem dazwischen wabernden Dampf zu genießen, beruhigt und entspannt. 

Nach dem ersten Gang im heißen und dann kalten Becken lege ich mich auf eine Matte im Ruhebereich. Und denke, dass ich das nicht lange aushalte – Marta und ich haben uns aber erst für in drei Stunden verabredet. Schrittweise wird es besser und nach ner Stunde halte ich den Wechsel warmes/kaltes Becken gut aus, ohne Ruhepause. Werde mutiger und steige nach dem 44/45°C-Becken in die 48°C-Kochschüssel. Falls noch ein Restposten chinesischen Fußpilzes existiert - vielleicht bekomme ich den so ja abgekocht🤦‍♂️. Vermutlich hält der aber mehr aus als ich, denn 48°C ist WIRKLICH heiß. Das mach ich nicht lange und springe unmittelbar danach ins Abkühlbecken – dann geht's. Im Anschluss nochmal die Dampfsauna probiert – da passen immer nur acht Leute rein, es gibt kleine Matten als Sitz und Holzblöcke als Abstandhalter. Muss man alles erst lernen. Einfach beobachten. Klappt aber ganz gut. 

Zum Ende wasche ich mich (wie beim Start) nochmal von Kopf bis Fuß. Dazu setzt man sich in einem bestimmten Bereich des Bades neben fünf anderen auf einen kleinen Hocker, hat vor sich einen (beschlagenen) Spiegel, daneben eine Handbrause, einen Holzbottich, Shampoo, Schaumbad und Seife. Und dann wird alles gewaschen und gespült. Die Gründlichkeit, mit der die Japaner das machen, erinnert an eine rituelle Waschung. 

Nach drei Stunden treffen Marta und ich uns wieder – wir wollen vor Ort auch noch „zu Abend“ essen. Es gibt zwei Restaurants, vor unserem warten schon reichlich Leute. Wir stellen uns dazu und haben keine Ahnung. Ein netter Japaner erklärt uns, dass wir uns in die ausliegende Liste eintragen müssten. Und tut das dann für uns. Irgendwann wird uns ein Tisch zugewiesen und wir bestellen unser kleines Menü. Frisch zubereitetes, gutes Essen – wie immer. 

Zurück zum Hostel laufen wir bei gutem Mond am Fluss entlang. An zwei Stellen dampft es, offenbar kommen die heißen Quellen an verschiedenen Ecken aus der Erde. Wir holen uns noch ein Eis im Ort und lassen einen wunderschönen Nachmittag ausklingen.

*Fotos nicht erlaubt.

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Der letzte Abend in Asien 🇰🇬🇹🇲🇹🇯🇺🇿🇦🇲🇯🇵🇰🇿🇰🇷🇨🇳🇬🇪🇮🇷

Etappe V Ostasien

Die Rückfahrt nach unserem Erholungsausflug verläuft anders als gedacht. Wegen Unfalls mit Personenschaden können wir unsere Fahrt im Panoramawagen nicht genießen. Müssen auf einen anderen Zug umsteigen, was wieder einige Schwierigkeiten macht. Den Mount Fuji hätten wir aber ohnehin nicht gesehen, da die Wolken ziemlich tief hängen.

Heute haben wir noch nen halben Tag in Tokio und morgen geht’s schon zum Flughafen. Wir setzen über in die USA. Die wirft ihre Schatten voraus. Während wir vorgestern noch unseren Besuch in der heißen Quelle und die Fahrt dorthin geplant haben, kam schon ne email aus den USA, dass unser Zug in fünf Tagen abfahren würde. Das ist dann schon nach dem ersten Stopp in Los Angeles. Und die Kreditkarte meldet, dass die Übernachtung für Washington nun auch bezahlt ist. Dieses dauernde Nach-vorn-Denken, während man eigentlich im Heute leben will, ist einer der schwierigsten Aspekte der Reise. Aber langsam wird das „Nach Vorn“ weniger, so dass an dieser Stelle Entspannung einsetzt. 

Dafür gibt’s dann wieder ne neue kleine Unpässlichkeit. Heute Morgen hab ich auf einem Ohr nix mehr gehört. Einerseits ganz hilfreich (wir haben in nem kleinen Schlafsaal in großen „Holzboxen“ geschlafen), andererseits nervig. Offenbar hat mir die viele Hitze gestern das Ohrenschmalz wunderbar verflüssigt und beim Schlafen auf einer Seite ist dann alles langsam zu nem Pfropfen geworden. Erste Hilfe leistet ins Ohr geträufeltes warmes Wasser. Mal schauen, ob ich vorm Flug noch ein Set zum Durchspülen bekomme…

Set nicht bekommen. Egal. Wird schon gehen. Interessant ist, dass die Japaner, die riesige Drogerien für alles und jeden Schönheitsbedarf haben, die Klobrillen mit Dusche, Fön und Geräuschkulisse ins Bad und selbst auf die Zugtoilette bauen, dass dieselben Japaner für die Ohrenpflege auf Wattestäbchen bzw. Plastikschrauber setzen. Hoffen wir mal, dass es in den USA Spülsets gibt.

Langsam verabschieden wir uns von Asien. Essen heute Abend nochmal japanisch (zum ersten Mal nicht so toll), holen uns dann nen koreanischen Pfannkuchen mit Honigfüllung (immer wieder lecker) und lernen zum Schluss, dass an den Automaten mit den diversen Getränkeflaschen auch heißer Tee/Kaffee (rote Farbe) zu haben ist. Wir fahren nochmal per Aufzug in die 45. Etage, schauen über das nächtliche unendliche Tokio und, wieder unten, aufs Lichterspektakel an diesem Gebäude. 

Und dann wollte ich unbedingt nochmal in einem Pachinko-Salon vorbeischauen. Spielautomaten in langen Reihen, davor sitzen vorwiegend Männer und  gucken zu, wie kleine Stahlkugeln durch eine Flipper-ähnliche Bahn rollen und in Löcher fallen. In der Mitte laufen auf nem Display irgendwelche Comics. Es herrscht ohrenbetäubender Lärm, eine Mischung aus Musik und dem unentwegten Klickern der kleinen Metallkugeln. Niemand redet, alle starren auf die Kiste vor sich, manche bedienen parallel das Handy. Eine eigene unverständliche Welt.

Nun sind wir also neuneinhalb Wochen der Sonne entgegengefahren und endlich am Pazifik angekommen. Und, als wäre es für den Abschied geplant, geht sie für uns am letzten Abend nochmal in der Lichtershow am Observation Tower auf. Morgen werden wir von 8h Berlin voraus auf 9h hinterher umschalten. Eine verrückte Vorstellung…

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Von Tokio nach Los Angeles 🇺🇸

Etappe V/VI Ostasien/USA

Bis 03.00 Uhr haben wir uns wachgehalten. Um 6.30 Uhr bin ich wegen Kälte schon wieder wach. Passt mir eigentlich ganz gut. Wir machen uns fertig und laufen zur U-Bahn. Kommen dabei an nem Kindergarten vorbei – dorthin bringen Väter und Mütter gerade ihre Kinder. Es ist für uns schon komisch zu sehen, wie die Kinder von den Erziehern mit einer Verbeugung begrüßt und die Eltern mit Verbeugung verabschiedet werden. 

Als nächstes müssen wir unsere online gebuchten Tickets für den Zug zum Airport holen. Am Automaten ne lange Schlange, ein Ticket-Schalter macht auf. Zack bin ich drüben. Der Beamte scannt den QR-Code und macht dann irgendeinen Fehler. Daraufhin muss er den Code noch mehrmals scannen, offenbar irgendwas stornieren und neue Tickets ausstellen. Wir bekommen unser Ticket, wären am Automaten aber schneller gewesen. Am Flughafen beim Boarding Pass ähnliches Spiel. Am Automaten können wir nicht einchecken, also müssen wir an den Schalter. Dort bekommen sie den Boarding Pass auch nicht hin, sind irritiert, dass im Handy kein QR-Code angezeigt wird. Die Chefin muss kommen, am Ende haben wir alles. Beim Gewicht fürs Handgepäck wird’s kritisch. Ich hatte uns mit den beiden Rucksäcken auf jeweils 15kg „zugekauft“ (erlaubt waren 7kg), die Waage bleibt bei 29,7kg stehen. Marta hatte iPad und AirPods rausgenommen und unter der Jacke versteckt. Knapp, aber fein.

Bei der Sicherheitskontrolle wird mein Rucksack rausgeholt. Ob ich ein military knife hätte. Nee, hab mein Jagdmesser diesmal extra zu Hause gelassen. Mein Medizin-Set wird durchgeguckt und die Kontrolleurin findet mein Schweizer Obstmesserchen mit 5cm Klingenlänge und 0,7cm Klingenbreite wieder. Hatte ich schon als verloren abgeschrieben. Allerdings währt die Wiedersehensfreude nicht lange. Sie legt mir einen Zettel mit meinen Optionen hin. Habe wenig geschlafen und werde ungehalten. Bekomme mich aber wieder ein (in den USA kommt sonst uU noch größerer Ärger auf mich zu) und nehme Abschied von der kleinen ungenutzten Messerperle. Dann sind wir durch und gehen zum Gate. 

Wir fliegen am 19.11. um 14.45 Uhr in Tokio ab. 

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